Qualitätszirkel Niren- und Dialysen

Kardiologie Potsdam

Alexianer St. Josephs Potsdam

Dialyse-Pflege-Standard

salt

PICS Ambulanz

Dr.Vetter

Woran erkranken wir in Deutschland?

BG Klinken - Post-COVID-Programm

Herz Check

EMA

Singende Krankenhäuser

Dr. Heart

Herzhose

Lauflabor

IKDT

Online Strafanzeigen

medpoint - Fortbildungskalendar

Was hab ich?

Healthtalk

BKV Info

BKG

KHS BB

KHS BB
.

Kardiologie

Urologie Berlin

bbgk

VEmaH

ProBeweis

aps-ev + Schlichtungsstelle

jkb

DHZB + Charité

zurück ins leben

CRO

Gewebenetzwerk

Anamnese- und Untersuchungsbogen

Diagnostische Pfade

FORTA

CIRS Bayern

Gender Medizin

lebensmittelwarnung.de

idw

Fahrradunfälle in Deutschland http://www.youngpropflege.de/

Medizin am Abend Fazit:      Fahrradunfälle in Deutschland 

 


Eine Autotür, die plötzlich aufgestoßen wird, ein Hindernis auf dem Weg - schnell ist es passiert: 53 Prozent der Radfahrer in Deutschland hatten bereits einmal einen Unfall mit dem Fahrrad und 29 Prozent der Betroffenen haben sich dabei verletzt. Das ergab jetzt eine repräsentative forsa-Studie im Auftrag von CosmosDirekt.(1) In der Mitte (34 Prozent) und im Süden Deutschlands (30 Prozent) liegen die Radunfälle mit Verletzungen sogar über dem Bundesdurchschnitt. Unter Deutschlands Metropolen sticht besonders Hamburg hervor: Hier haben 41 Prozent der Fahrradfahrer bereits einen Unfall erlitten, bei dem sie sich eine Verletzung zugezogen haben. (1) Im März 2015 wurden 1.500 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt, die ein Fahrrad besitzen und es auch selbst nutzen.

 
Medizin am Abend DirektKontakt

Daniel Große CosmosDirekt 
Telefon: 0681 966-8261 

Streit um Hautkrebs-Screening

Medizin am Abend:  Viele Hautärzte wollen die Untersuchung nicht ohne beleuchtete Lupe durchführen

Kassenpatienten ab 35 Jahre haben das Recht auf eine kostenlose Untersuchung zur Früherkennung von Hautkrebs (Hautkrebs-Screening).

Aber jeder fünfte Hautarzt bietet die kostenlose Vorsorge nicht an, berichtet die "Apotheken Umschau" und bezieht sich dabei auf Daten der Verbraucherzentrale NRW. Die Beurteilung durch eine Blickdiagnose sei zu ungenau, sagen diese Hautärzte. Sie wollen dabei ein Dermatoskop, eine beleuchtet Lupe, einsetzen.

Die bezahlen die gesetzlichen Kassen jedoch nicht. Deshalb verlangen Ärzte bis zu 25 Euro extra vom Patienten. Das Dermatoskop als hautärztliches Standardgerät sei bereits in anderen Pauschalen vergütet, sagen die Krankenkassen. Patienten, die auf einer kostenlosen Untersuchung bestehen möchten, finden Adressen von Hautärzten, die die gesetzliche Leistung anbieten, auf der Internetseite der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

Das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" 6/2015 B liegt in den meisten Apotheken aus und wird ohne Zuzahlung zur Gesundheitsberatung an Kunden abgegeben.

Medizin am Abend DirektKontakt

Ruth Pirhalla Tel. 089 / 744 33 123 Fax 089 / 744 33 459 E-Mail: pirhalla@wortundbildverlag.de www.wortundbildverlag.de  

www.apotheken-umschau.de

Augenkrankheit: Stargardt-Erkrankung - Vitamin A

Medizin am Abend Fazit:  Hoffnung auf Therapie gegen schwere Augenkrankheit

Mehr als 100 Jahre nach ihrer Entdeckung wächst die Hoffnung auf eine Therapie gegen die so genannte Stargardt-Erkrankung – die häufigste Form der erblichen Makuladegeneration. In diese Richtung weisen die Ergebnisse von Augenärzten der Universität Bonn in Zusammenarbeit mit Kollegen der Universitäten Oxford und Columbia (New York). Die Resultate werden nun in der renommierten Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America" (PNAS) vorgestellt. 

Zentrale Netzhaut eines Jugendlichen mit Stargardt-Erkrankung: Die hellen Flecken sind Anhäufungen von Lipofuszin. Im zentralen Gesichtsfeld ist die Sehfähigkeit bereits eingeschränkt.
Zentrale Netzhaut eines Jugendlichen mit Stargardt-Erkrankung: Die hellen Flecken sind Anhäufungen von Lipofuszin. Im zentralen Gesichtsfeld ist die Sehfähigkeit bereits eingeschränkt. 
 
Bei der Stargardt-Erkrankung gehen die lichtempfindlichen Zellen der Netzhaut im Innern des Auges zu Grunde. Oft verschlechtert sich bei den Betroffenen das Sehvermögen schon in der Jugend so dramatisch, dass sie nicht mehr lesen können.

Die Sehzellen im Auge enthalten das lichtempfindliche Pigment Rhodopsin, das bei Lichteinfall in das Auge zerfällt. Dabei können Abfallprodukte entstehen, die im Wesentlichen aus Vitamin-A-Verbindungen bestehen.

Vitamin A, das unter anderem in tierischer Leber oder auch in Gemüse wie etwa Karotten enthalten ist, ist ein zentraler Bestandteil von Rhodopsin.

Normalerweise werden diese Vitamin-A-Verbindungen durch ein Transport-Molekül aus den Sehzellen entfernt und wiederverwendet.

Dabei ist Eile geboten:

Die Verbindungen haben die Tendenz, sich zu Zweiergruppen (sogenannten bis-Retinoiden) zusammenzuschließen. In dieser Form werden sie vom Körper nicht mehr normal abgebaut, sondern bilden das toxische Abfallprodukt Lipofuszin – ein Stoff, der auch beim normalen Altern zunehmend anfällt. Wenn sich aber Lipofuszin verfrüht und in hohen Mengen in der Netzhaut ansammelt, werden die Lichtsinneszellen geschädigt und sterben schließlich ab.

Genau das passiert bei der Stargardt-Erkrankung: Bei ihr ist das Transporter-Molekül aufgrund einer genetischen Veränderung defekt. Es sammeln sich daher mehr bis-Retinoide an. Dadurch lagert sich permanent Lipofuszin in der Netzhaut ab – ein Prozess, der oft schon in jungen Jahren zu schweren Augenschäden führt.

Nach Schätzungen ist rund eine von 10.000 Personen betroffen. Eine Therapie gegen die Erbkrankheit gibt es bislang nicht.

Hoffnungsträger: Modifiziertes Vitamin A

Die Ergebnisse des internationalen Forscherteams machen nun aber Hoffnung. Die Ärzte und Wissenschaftler untersuchten Mäuse mit einer Mutation in demselben Gen, das auch bei Patienten mit der Stargardt-Erkrankung verändert ist. Sie verabreichten einigen Tieren modifiziertes Vitamin A. Darin wurden bestimmte Wasserstoff-Atome durch Deuterium ersetzt. Deuterium ist ein Wasserstoff-Isotop: Es hat dieselben chemischen Eigenschaften wie normaler Wasserstoff, ist aber etwas schwerer.

Dieser Unterschied hat einen positiven Nebeneffekt: Das modifizierte Vitamin A und seine Verbindungen sind längst nicht so kontaktfreudig wie normalerweise und bilden kaum bis-Retinoide. „Wir konnten zeigen, dass sich bei der behandelten Mäusegruppe weniger Lipofuszin anhäufte“, erklärt Prof. Dr. Dr. Peter Charbel Issa. „Die Netzhautveränderungen der Mäuse, die sehr denen bei menschlichen Stargardt-Patienten ähneln, konnten so stark vermindert werden.“ Der Augenarzt und Stargardt-Experte ist inzwischen von der Universität Oxford an die Universitäts-Augenklinik in Bonn gewechselt; er hat hier eine Stiftungsprofessur der Patienten-Selbsthilfegruppe Pro Retina inne. Auch sein Kollege Prof. Robert MacLaren von der Universität Oxford sieht in seiner Klinik regelmäßig junge Patienten mit Stargardt-Erkrankung. „Das Ergebnis, dass ein einfacher Nahrungsmittelzusatz ihnen möglicherweise helfen kann, ist sehr vielversprechend“, sagt er. Negative Effekte des schweren Vitamins konnten die Forscher in den behandelten Tieren nicht beobachten.

Therapieoption auch für die AMD?

Das an der Columbia Universität in New York von Prof. Ilyas Washington entwickelte deuterierte Vitamin A wird bereits klinisch bei Patienten mit Stargardt-Erkrankung getestet. Die Ergebnisse könnten auch für eine andere Patientengruppe relevant werden: Auch bei altersabhängiger Makuladegeneration (AMD) – der häufigsten Erblindungsursache in Deutschland und anderen westlichen Ländern – sammelt sich Lipofuszin in der Netzhaut an. Modifiziertes Vitamin A könnte für sie ebenfalls neue Hoffnung bedeuten. Prof. Charbel Issa mahnt jedoch zur Geduld: „Noch steht der Beweis aus, dass deuteriertes Vitamin A Menschen mit degenerativen Netzhaut-Erkrankungen helfen kann.“

Publikation: Peter Charbel Issa, Alun R. Barnard, Philipp Herrmann, Ilyas Washington, Robert E. MacLaren: Rescue of the Stargardt phenotype in Abca4 knockout mice through inhibition of vitamin A dimerization



Prof. Dr. Dr. Peter Charbel Issa von der Universitäts-Augenklinik Bonn untersucht seit vielen Jahren die erbliche Stargardt-Erkrankung.
Prof. Dr. Dr. Peter Charbel Issa von der Universitäts-Augenklinik Bonn untersucht seit vielen Jahren die erbliche Stargardt-Erkrankung. © Foto: Johann Saba/UKB



Medizin am Abend DirektKontakt:

Prof. Dr. Dr. Peter Charbel Issa
Pro Retina-Stiftungsprofessor für
degenerative Netzhauterkrankungen
Universitäts-Augenklinik Bonn
Telefon: 0228 / 287-15505
E-Mail: peter.issa@ukb.uni-bonn.de
Johannes Seiler Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Beteiligte:
http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1506960112 Veröffentlichung im Internet

Pflegeheim-Plätze in Deutschland

Medizin am Abend Fazit:
Der Tagesspiegel: Pflegeheim-Plätze kosten in NRW 30 Prozent mehr als in Sachsen

In Deutschland variieren die Kosten für Plätze in Pflegeheimen trotz einheitlicher Pflegesätze und Leistungsansprüche je nach Bundesland um bis zu 30 Prozent. Das ist einer Preisübersicht der privaten Krankenversicherer zu entnehmen, die dem Berliner "Tagesspiegel" (Montagsausgabe) vorliegt. Am teuersten sind Heimplätze demnach in Nordrhein-Westfalen, sie kosten dort je nach Pflegestufe zwischen 2802 Euro (Stufe 1) und 3970 Euro (Stufe 3). In Sachsen sind dafür im Schnitt nur 1951 Euro (Stufe 1) bis 2780 Euro (Stufe 3) fällig - und in Sachsen-Anhalt werden für die dritte Pflegestufe gar nur 2640 Euro verlangt. Das bedeutet Preisunterschiede von bis zu 1330 Euro, die von den Bewohnern im Regelfall komplett aus eigener Tasche zu zahlen sind. Ihr durchschnittlicher Anteil liegt, je nach Pflegestufe und Bundesland, bei 887 bis 2358 Euro im Monat.

http://www.tagesspiegel.de/politik/uebersicht-der-privaten-kassen-pflegeheime-sind-in-nordrhein-westfalen-am-teuersten/11981096.html
 
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an: Der Tagesspiegel, Newsroom, Telefon: 030-29021-14909.

Medizin am Abend DirektKontakt

Der Tagesspiegel Chefin vom Dienst Patricia Wolf Telefon: 030-29021 14013 E-Mail: cvd@tagesspiegel.de

360° TOP-Thema: 01. Juli 2015: Uhrzeitumstellung! Länger schlafen...., mit KBV - Versorgungszielen

Medizin am Abend Fazit:  Das Jahr wird eine Sekunde länger

Versorgungsziele 

 

http://www.kv-on.de/html/15818.php

 

In der Nacht zum 1. Juli fügt die Physikalisch-Technische Bundesanstalt eine Schaltsekunde in ihre Zeitsignale ein 
 
Genau drei Jahre nach der letzten Schaltsekunde ist es wieder soweit: 
In der Nacht zum 1. Juli 2015 wird es eine Extra-Sekunde geben.

Damit werden die koordinierte Weltzeit UTC und unsere gesetzliche Zeit, aktuell die mitteleuropäische Sommerzeit MESZ, um eine Sekunde verlängert. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) folgt der Vorgabe des Internationalen Erd-Rotations-Service (IERS) in Paris und fügt die Schaltsekunde in die Signale ihrer Zeitdienste ein: in die DCF77-Zeitaussendung für Funkuhren, den Telefonzeitdienst und den Internetzeitdienst über NTP.

Nötig ist diese Maßnahme, weil die Atomuhren gleichmäßiger „ticken“, als sich die Erde dreht.

„Zeit ist das, was man an der Uhr abliest“, soll Albert Einstein, einst Kurator der PTB-Vorgängerin, der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt PTR, gesagt haben. Solange Menschen Uhren bauen, suchen sie nach möglichst stabilen, periodischen Vorgängen als Taktgeber: Schwingungen von Pendeln, in Quarzkristallen (seit ca. 1930) und ab 1967 auch in Cäsium-Atomen.

So ist definitionsgemäß exakt nach 9 192 631 770 Schwingungen eines Mikrowellensignals, welches Caesiumatome in einer Atomuhr anregt, genau eine Sekunde vergangen. Diese Schwingungszahl wurde im Jahr 1967 von der Generalkonferenz der Meterkonvention festgelegt und in die Definition der SI-Basiseinheit Sekunde geschrieben.

Sie orientierte sich allerdings letztlich doch an der Rotationsperiode der Erde, des klassischen Taktgebers unseres Lebens auf der Erde.

Aus astronomischen Beobachtungen weiß man schon seit Langem, dass die Erde ganz allmählich langsamer wird – und zudem eiert sie, die Rotationsperiode ist veränderlich. Die Reibung der Gezeiten sorgt für ein stetiges Abbremsen der Erde. Die Lage der Rotationsachse im Erdkörper verändert sich – und zusätzlich können Erdbeben, das Schmelzen der Gletscher und die Massenverteilung in der Atmosphäre im Lauf der Jahreszeiten die Drehgeschwindigkeit der Erde verändern. 

Der letztgenannte Effekt konnte erstmals mit den Quarzuhren der PTR in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts nachgewiesen werden.

„Atomuhren sind heute die Grundlage für die genaue Beobachtung der Erdrotation. Die von ihnen abgeleitete Uhrzeit passt aber eben nicht perfekt zu unserem ganz natürlichen Zeitmaß“, erklärt der Physiker Andreas Bauch, der in der PTB für die Aussendung der Zeitsignale zuständig ist. Bereits im Jahr 1972 hinkte die aus der Drehung der Erde abgeleitete Weltzeit der Atomzeit aus den Caesium-Uhren um 10 Sekunden hinterher. Bis dahin hatte man Anpassungen in kleinen Schritten und zudem nicht weltweit auf die gleiche Weise vorgenommen. Dann entschloss man sich, fortan eine Zeitskala mit Schaltsekunden als weltweite Referenzzeit zu verwenden. Die Uhrzeit wird so näherungsweise im Einklang mit der Erdrotation, also der Weltzeit gehalten, immer innerhalb von 0,9 Sekunden. Seitdem machen Schaltsekunden aus der Atomzeit die „koordinierte Weltzeit“ UTC.

Wie unregelmäßig schnell sich die Erde dreht, sieht man daran, dass zwischen 1999 und 2006 sieben Jahre vergingen, bevor eine Schaltsekunde nötig wurde; danach waren es drei Jahre, dann 3,5 Jahre und jetzt wieder drei Jahre. Die aktuelle Tageslänge wird aus der Winkelstellung der Erde im Raum mit Bezug auf Quasare über Radioteleskope und auf die Satelliten des GPS-Navigationssystems ermittelt.

Nun hat der Internationale Erd-Rotations-Service (IERS, http://www.iers.org), der diese Messungen sammelt und auswertet, die 26. Schaltsekunde seit dem 1.1.1972 angeordnet. Sie wird weltweit zum selben Zeitpunkt eingefügt: am 30. Juni 2015 nach 23:59:59 koordinierter Weltzeit, in unserer gesetzlichen Zeit also am 1. Juli nach 01:59:59.

Uhren, die in Übereinstimmung mit der gesetzlichen Zeit gehalten werden sollen, müssen dann um eine Sekunde angehalten werden. Besitzer von Funkuhren brauchen sich um nichts zu kümmern. Das Programm des Langwellensenders DCF77 in Mainflingen, über den die PTB die Zeitsignale aussendet, wurde bereits für die Einführung der Schaltsekunde vorbereitet.

Im normalen Alltag ist diese Schaltsekunde nicht wirklich relevant. Anders ist das beispielsweise in der Astronomie, da bei der Ausrichtung eines Teleskops Weltzeit und Atomzeit übereinstimmen oder der Unterschied zwischen beiden Zeitskalen exakt bekannt sein muss. Es ist dokumentiert, dass die Einfügung der Schaltsekunde in Betriebssystemen von Computern und speziell bei der Erzeugung von eindeutigen Zeitstempeln Probleme bereitet hat. Ebenso ist es möglich, dass die Schaltsekunde bei Energieversorgern sowie Telekommunikationsunternehmen, die auf sekundengenaue Abrechnung angewiesen sind, Probleme verursacht.

Wolle man die Wahrscheinlichkeit für solche Fehler verringern, so fordern Kritiker, müsse die Schaltsekunde eigentlich abgeschafft werden. Seit Jahren wird nun schon das Für und Wider von Schaltsekunden diskutiert.

Eine Entscheidung wird vermutlich im November 2015 auf der World Radiocommunication Conference (WRC-15) der Internationalen Telekommuniationsunion (http://www.itu.int/en/ITU-R/conferences/wrc/2015/Pages/default.aspx) fallen.

Für 2015 verbleibt uns jedenfalls eine zusätzliche Sekunde. Falls Sie also noch etwas Wichtiges zu erledigen haben: Die Zeit ist auf Ihrer Seite.


Medizin am Abend DirektKontakt

Ansprechpartner:
Dr. Andreas Bauch, Arbeitsgruppe 4.42 Zeitübertragung, Telefon: (0531) 592-4420,
E-Mail: andreas.bauch@ptb.de
Dipl.-Journ. Erika Schow Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB)

Teilnahme: Förderung der Deutschen Prostatakrebsstudie PREFERE www.prefere.de

Medizin am Abend Fazit:  

 

PREFERE-Studie wird weiter gefördert / GKV ruft Ärzte und Patienten auf: Nehmen Sie an der größten deutschen Prostatakrebsstudie teil

 

http://www.prefere.de/fuer-patienten/die-prefere-studie/aufklaerungsmaterialien/video/ 

 

Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) begrüßt die weitere Förderung der Deutschen Prostatakrebsstudie PREFERE durch die Deutsche Krebshilfe (DKH) und setzt ihr Engagement in Zusammenarbeit mit der DKH fort: "Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen können damit auch weiterhin im Rahmen eines Vertrages zur Integrierten Versorgung an PREFERE teilnehmen", sagt Uwe Deh, Geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes und federführender Vertreter aller Kassenverbände.

Die Fragen, die mit der Studie geklärt werden sollen, seien zentral für die zukünftige Behandlung von Patienten mit Prostatakrebs im frühen Stadium, betont Deh.  

Jährlich erkranken mehr als 67.000 Männer an Prostatakrebs. 

Die bösartige Wucherung der Vorsteherdrüse ist damit die häufigste Krebsform bei Männern.

PREFERE vergleicht in einer prospektiven randomisierten Studie alle vier Therapieoptionen, die laut Leitlinie bei einem lokal begrenzten Prostatakarzinom in Frage kommen. 

Bisher ist nicht klar, von welcher der vier Optionen die Patienten auf lange Sicht am meisten profitieren. Diese Frage soll geklärt werden, indem etwa 7.600 Patienten über einen Zeitraum von 13 Jahren in der Studie nachbeobachtet werden.

Die gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen unterstützen die Langzeitstudie mit insgesamt 11,5 Millionen Euro, weitere 13,5 Millionen Euro finanziert die Deutsche Krebshilfe.

"Wir rufen alle niedergelassenen Urologen und die in Frage kommenden Patienten dazu auf, an PREFERE teilzunehmen", sagt GKV-Vertreter Uwe Deh.

"Es ist wichtig, dass die Studie von einem breiten Bündnis getragen wird. Dass sich der Berufsverband der Deutschen Urologen und die Deutsche Gesellschaft für Urologie weiter für den Erfolg der Studie einsetzen wollen, ist daher ein gutes Signal."

Bislang konnten für die Studie, die 2013 gestartet ist, wesentlich weniger Patienten gewonnen werden als ursprünglich zu diesem Zeitpunkt geplant.

"Dabei bietet die Studie eine Reihe von Vorteilen für die betroffenen Männer", betont Deh.

Die Teilnehmer werden in eigens für die Studie zertifizierten Kliniken behandelt, die besondere Qualitätsanforderungen erfüllen müssen. 

Zudem sieht die Studie für jeden Teilnehmer eine Zweitbegutachtung der Gewebeprobe vor, um die Diagnose abzusichern. Darüber hinaus ist für die Patienten eine langfristige und strukturierte Nachsorge beim behandelnden niedergelassenen Urologen vorgesehen. 

Um die Zahl der Teilnehmer zu erhöhen und den Patienten den Zugang zu PREFERE noch einfacher zu machen, haben die Partner der Studie verschiedene Maßnahmen ergriffen: So sollen die beteiligten Krankenhäuser und die niedergelassenen Urologen die Patienten noch stärker als bisher auf die Studie aufmerksam machen.

Dafür stehen verschiedene Informations- und Beratungshilfen wie zum Beispiel ein Video zur Aufklärung der Patienten bereit Ausführliche Informationen bietet auch die Internetseite www.prefere.de.

Männer mit Prostatakrebs in einem frühen Stadium können sich je nach Wohnsitz in einem der rund 100 teilnehmenden Studienzentren in Deutschland für PREFERE einschreiben lassen.

Bei PREFERE arbeiten die Deutsche Krebshilfe, die gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen, die Deutsche Gesellschaft für Urologie, der Berufsverband Deutscher Urologen sowie die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie, die Deutsche Krebsgesellschaft und der Bundesverband Prostataselbsthilfe zusammen.


Medizin am Abend DirektKontakt

Studienleitung:
 
Prof. Dr. Michael Stöckle, Direktor der Urologischen Klinik,


Universitätsklinikum Homburg/Saar
Prof. Dr. Thomas Wiegel, Direktor der Klinik für Strahlentherapie,
Universitätsklinikum Ulm


AOK-Bundesverband 
Dr. Kai Behrens Tel. 030 34646-2309 E-Mail: presse@bv.aok.de

BKK Dachverband Andrea Röder Tel. 030 2700 406-302 E-Mail: andrea.roeder@bkk-dv.de 

IKK e.V. Fina Geschonneck Tel. 030 202491-11 E-Mail: fina.geschonneck@ikkev.de

Knappschaft Dr. Wolfgang Buschfort Tel. 0234 304-82050 
E-Mail: presse@kbs.de 

Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten u. Gartenbau 
Dr. Erich Koch Tel. 0561 9359-0 kommunikation@svlfg.de 

Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) Manuela-Andrea Pohl 
Tel. 030 26931-1250 E-Mail: presse@vdek.com

1.000 Aortenklappeneingriffe am schlagenden Herzen (TAVI)

Medizin am Abend Fazit

Über 1000 Transkatheter-Herzklappen (TAVI) sind bisher im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, erfolgreich eingesetzt worden. Der TAVI-Eingriff bleibt Hochrisikopatienten vorbehalten. Behandelt werden sie unter der Leitung der HDZ-Chefärzte Prof. Dr. Dieter Horstkotte (Kardiologie) und Prof. Dr. Jan Gummert (Herzchirurgie). 
 
TAVI oder offene Herzoperation: Im Bad Oeynhausener Herz- und Diabeteszentrum NRW entscheidet ein Herzteam aus Kardiologen und Herzchirurgen gemeinsam darüber, welches Verfahren bei einem notwendigen Ersatz der Aortenklappe angewendet wird. Mit „TAVI“ ist dabei die minimalinvasive Transkatheter-Aortenklappenimplantation am schlagenden Herzen gemeint, den die Bad Oeynhausener Herzspezialisten ohne den sonst notwendigen Einsatz der Herz-Lungen-Maschine vornehmen.



Ein Herz – ein Team: Das TAVI-Team des Herz- und Diabeteszentrums NRW, Bad Oeynhausen.
Ein Herz – ein Team: Das TAVI-Team des Herz- und Diabeteszentrums NRW, Bad Oeynhausen. HDZ NRW

Die Aortenklappenverengung (Stenose) ist die häufigste erworbene Herzklappenerkrankung. Sie tritt meist in höherem Alter auf, weil sich die drei halbmondförmigen Klappentaschen aufgrund von Verschleiß (Degeneration) oder Verkalkung (Sklerose) nicht mehr weit genug öffnen können.

Dadurch muss die linke Herzkammer einen deutlich erhöhten Druck aufbringen, um das Blut durch die verengte Klappe zu pressen. Die Folge: Betroffene leiden unter Atemnot, Brustenge, plötzlicher Bewusstlosigkeit oder akuter Herzschwäche.

Die Lebenserwartung ist bei symptomatischen Patienten deutlich eingeschränkt.

„Etwa drei bis fünf Prozent der über 75-Jährigen weisen eine hochgradige Verengung der Aortenklappe auf“, beschreibt Prof. Dr. Dieter Horstkotte die Situation. „Wenn die Klappe sich nicht mehr weit genug öffnen kann, besteht dringender Handlungsbedarf.“ Dann muss die Aortenklappe ersetzt werden.

TAVI Team: Im Einsatz für Risikopatienten

„Es gilt dabei stets, sehr individuell abzuwägen, welcher Eingriff für unseren Patienten das geringstmögliche Risiko darstellt. Grundsätzlich kann man sagen, dass hochbetagte Patienten oder Menschen mit schweren Begleiterkrankungen von einem Verfahren ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine profitieren“, sagt Prof. Dr. Jan Gummert.

Zu der Einzelentscheidung für das für den Patienten am besten geeignete und schonendste Verfahren, das auch langfristig eine hohe Lebensqualität verspricht, setzen sich die Mitglieder des HDZ-Herzteams zusammen. Die erfahrenen Oberärzte der Herzchirurgie und Kardiologie beurteilen dabei gemeinsam mit Anästhesisten, Intensivmedizinern, Radiologen und einer Psychologin der Universitätsklinik die Vor- und Nachteile des anstehenden Eingriffs.

Einig sind sich die Herzspezialisten im HDZ NRW darüber, dass Aortenklappeneingriffe am schlagenden Herzen nur in ausgewiesenen Zentren ausgeführt werden sollten, die eine angemessene Anzahl von Fällen vorweisen können. In Kliniken, die wie das Herz- und Diabeteszentrum NRW am nationalen Aortenklappen-Register (GARY = German Aortic Valve Registry) teilnehmen, ist eine risikoarme Behandlung sichergestellt. Das Register erfasst alle Patientendaten mit Aortenklappeneingriffen und wertet diese langfristig nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten aus. Besteht kein erhöhtes Risiko, so ist aus medizinischer Sicht eine konventionelle Herzoperation zu bevorzugen. Das belegt eine aktuelle Studie aus diesem Register. Gibt es jedoch Gründe, die gegen den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine sprechen, so kann das TAVI-Verfahren diesen Risikopatienten langfristig eine gute Lebensqualität sichern.

HDZ NRW: Mehr als 1.900 Herzklappenoperationen pro Jahr

Wichtig: Eine TAVI-Operation sollten Kardiologe und Herzchirurg gemeinsam durchführen. Im HDZ NRW geschieht dies in einem Hybridoperationssaal, der mit modernster Medizin- und Röntgentechnik ausgestattet ist. Für den Notfall stehen so immer eine Herz-Lungen-Maschine und herzchirurgische Expertise bereit.

Die Aortenklappenprothese (Ersatzklappe) wird im zusammengefalteten Zustand mittels Katheter entweder von der Leistenarterie aus in das Herz eingeführt (transfemoraler Zugang) oder sie wird direkt über die Herzspitze in die linke Herzkammer eingebracht (transapikaler Zugang).

Insgesamt werden im Herz- und Diabeteszentrum NRW jährlich mehr als 1.900 Herzklappenoperationen durchgeführt, die meisten davon gelten der Aortenklappe – 1.400 Verfahren waren es im vergangenen Jahr. Über die Hälfte davon (950) betrafen ausschließlich den Aortenklappenersatz, der wiederum 280 Mal im vergangenen Jahr als minimalinvasiver TAVI Eingriff ausgeführt worden ist.

„Bei den seit 2009 im HDZ durchgeführten über 1.000 TAVI-Eingriffen lag das mittlere Lebensalter der Patienten bei knapp 83 Jahren. Und die älteste Patientin war über 97 Jahre alt,“ berichtet Dr. Werner Scholtz, Oberarzt der Klinik für Kardiologie.

„Ein Vorteil dieser Methode liegt in der guten Verträglichkeit des Eingriffs, der im HDZ in den letzten Jahren mit deutlich besseren Ergebnissen als im Bundesdurchschnitt durchgeführt wurde.

Viele Patienten gehen bereits nach wenigen Tagen in die Anschlussheilbehandlung.“ Seine herzchirurgischen Partner Prof. Dr. Stephan Ensminger und Privatdozent Dr. Jochen Börgermann ergänzen: „Unsere guten Ergebnisse, die in die bundesweite Auswertung zu modernen Herzklappeneingriffen einfließen, beruhen auf exzellentem Fachwissen, viel Erfahrung und – wie in den anderen Fachbereichen im HDZ auch – einer großen Portion Teamgeist.“.

Hintergrundinformation:


Von allen Herzklappenerkrankungen ist die Aortenklappe am häufigsten betroffen. Sie befindet sich zwischen der linken Herzkammer und der Körperhauptschlagader (Aorta). Sie sorgt dafür, dass das Blut nur in eine Richtung fließt. Sie besteht aus drei halbmondförmigen Taschen, die an einem bindegewebigen Ring in der Herzmuskulatur verankert sind.

Wie wird die Aortenklappenstenose diagnostiziert?

Eine Ultraschalluntersuchung (Echokardiographie) kann eine Aortenklappenstenose nachweisen. Hier können sowohl die Herzklappen als auch die Pumpfunktion des Herzens dargestellt werden. Zur weiteren kardiologischen Diagnostik zählen ein EKG sowie eine Röntgenaufnahme des Brustkorbes. Außerdem erfolgt in der Regel eine Herzkatheteruntersuchung zur Darstellung der Herzkranzgefäße. Denn Erfahrungen haben gezeigt, dass Patienten mit einer Verkalkung der Aortenklappe auch arteriosklerotisch veränderte Herzkranzgefäße aufweisen. Liegen Engstellen vor, kann die Operation der Herzklappe mit einer Bypassversorgung verbunden werden.

--------
Als Spezialklinik zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankungen zählt das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW), Bad Oeynhausen mit 37.000 Patienten pro Jahr, davon 15.000 in stationärer Behandlung, zu den größten und modernsten Zentren seiner Art in Europa.

In der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie des HDZ NRW unter der Leitung von Prof. Dr. med. Jan Gummert werden jährlich an die 4.000 Patienten am offenen Herzen und den herznahen Gefäßen operiert. Die Klinik ist deutschlandweit führend in den Bereichen Herzklappenoperationen, Herztransplantationen, Kunstherzimplantationen sowie Herzschrittmacher-/ ICD-Eingriffe. Seit 1989 wurden hier mehr als 3.000 Herzunterstützungssysteme implantiert. Mit 86 Herztransplantationen in 2014 (gesamt: über 2.100) ist die Klinik das bundesweit größte Herztransplantationszentrum. Zu den weiteren Schwerpunkten der Klinik zählen die minimalinvasive Klappenchirurgie und die Bypasschirurgie am schlagenden Herzen.

Die Klinik für Kardiologie des HDZ NRW unter der Leitung von Prof. Dr. med. Dieter Horstkotte ist spezialisiert auf die Behandlung der Koronaren Herzkrankheit, Herzklappenfehler, Herzmuskelerkrankungen, Herzrhythmusstörungen und entzündliche Herzerkrankungen. In der Kardiologischen Klinik werden jährlich 10.000 Herzkatheteruntersuchungen durchgeführt. Rund 9.000 Patienten pro Jahr kommen zur ambulanten Behandlung in die Klinik. Modernste diagnostische und bildgebende Verfahren sowie alle modernen Kathetertechniken sichern die bestmögliche und schonende medizinische Versorgung der Patienten. Die Klinik ist Europäisches und Nationales Exzellenz-Zentrum zur Bluthochdruckbehandlung, anerkanntes Brustschmerzzentrum (CPU – Chest Pain Unit) sowie als überregionales Zentrum zur Versorgung Erwachsener mit angeborenem Herzfehler (EMAH) zertifiziert.

Medizin am Abend DirektKontakt

Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Anna Reiss
Georgstr. 11
32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731 / 97 1955
Fax 05731 / 97 2028
E-Mail: info@hdz-nrw.de

Weitere Informationen international für Medizin am Abend Beteiligte:
http://www.hdz-nrw.de

Vollstationäre Krankenhausaufnahme - MDK Leitlinie zur Krankenhausbehandlung


Medizin am Abend Fazit

Hier gehts zum Fachlink:

Herzkatheter - Untersuchungen - Stationär

Malaria - Impfstoff - 2015

Medizin am Abend Fazit:    Meilenstein im Kampf gegen Malaria - Zulassung des Impfstoffes RTS,S* noch dieses Jahr möglich

Rund 250 Millionen Menschen erkranken jährlich an Malaria. Knapp eine Million sterben an der durch Parasiten verursachten und durch Mückenstiche übertragenen Krankheit. Kinder unter 5 Jahren sind am häufigsten betroffen, vor allem in Afrika. 

In einer großen Phase III-Studie mit mehr als 17 000 Kindern im Alter von 6 Wochen bis zu 17 Monaten wurde der Malaria-Impfstoff RTS,S getestet. Jetzt liegen die Ergebnisse der Studie vor und machen Hoffnung, dass die Impfung noch dieses Jahr in die afrikanischen nationalen Impfprogramme aufgenommen wird und langfristig damit ein Schutz vor Malaria für die afrikanische Bevölkerung erreicht werden kann. 

 
Die Einführung eines Malaria-Impfstoffes für Kinder in Afrika ist eines der wichtigsten Vorhaben der infektiologischen Forschung und Gesundheitspolitik. 1987 initiierte das Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) die Impfstoff-Entwicklung in Kollaboration mit dem Walter Reed Army Institute of Research der USA. Seit 2009 wird der von GSK entwickelte Impfstoff an elf Zentren in den sieben afrikanischen Ländern Burkina Faso, Gabun, Ghana, Kenia, Malawi, Mosambik und Tansania in einer Phase III-Studie getestet. Professor Peter G. Kremsner, Direktor des Instituts für Tropenmedizin am Universitätsklinikum Tübingen und Leiter des Centre de Recherches Médicales de Lambaréné ist Koordinator der Studie in Gabun. Die Forschungsförderung für die klinische Prüfung des Impfstoffs von der Entwicklung bis zur Zulassung erfolgt durch die Bill & Melinda Gates Foundation über PATH Malaria Vaccine Initiative und GSK.

Für die Zulassungsstudie wurden 8 922 Kleinkinder zwischen 5 und 17 Monaten und 6 537 Säuglinge zwischen 6 und 12 Wochen in drei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe erhielt drei Impfungen im Abstand von je einem Monat und nach 18 Monaten eine Auffrischungsimpfung. Probanden der ersten Gruppe erhielten ausschließlich RTS,S Injektionen. Teilnehmer der zweiten Gruppe wurden dreimal mit RTS,S und zur Auffrischung mit einem Kontrollimpfstoff geimpft. Die Probanden der dritten Gruppe wurden nur mit dem Kontrollimpfstoff versorgt. Alle Teilnehmer wurden noch bis zu 48 Monaten nach der letzten Impfung nachuntersucht.

Die Studie zeigt, dass die Impfung mit RTS,S in drei Dosen Malariafälle bei Säuglingen und Kindern verhindert, und dass die Wirksamkeit des Impfstoffes durch eine Auffrischungsimpfung noch vergrößert werden kann. Die Impfungen werden sehr gut vertragen, es gibt kaum Nebenwirkungen. Der Impfschutz liegt, je nach Alter der Kinder, zwischen 26 und 36 Prozent über die gesamte Dauer der Beobachtung von fast vier Jahren.

„Da es trotz 100 Jahren Forschung auf diesem Gebiet bis heute noch keinen Impfstoff gegen Malaria gibt, wird RTS,S ein Meilenstein bei der Malaria-Kontrolle sein“, fasst Peter Kremsner seine Erwartungen zusammen. Die präventiven Maßnahmen gegen die Krankheit beschränken sich bisher auf den Einsatz von Bettnetzen und Malariamedikamenten.

Aktuell wurden die Ergebnisse zum Impfstoff-Kandidaten RTS,S im renommierten Wissenschaftsjournal The Lancet publiziert. GSK hat 2014 einen Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) gestellt, die RTS,S gegenwärtig hinsichtlich Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit beurteilt. Auch durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). läuft ein Begutachtungsprozess. Die Impfstoffzulassung ist noch 2015 geplant. Danach wird man beginnen, den Impfstoff gemeinsam mit schon etablierten Impfungen afrikanischen Säuglingen in den ersten Lebensmonaten zu verabreichen.

*RTS,S ist ein Proteinimpfstoff, bestehend aus der „Repeat“ Proteindomäne und der T-Zell-Epitop Region des Circumsporozoite Proteins (CPS) und des Oberflächenproteins des Hepatitis B Virus (S). CPS ist das häufigste Oberflächenprotein der Sporozoiten (Parasitenstadium aus der Mücke) und ist essentiell für die Einnistung des Parasiten in den Leberzellen beim Menschen. 

Durch die Impfung mit RTS,S begegnet der Körper dem CPS-Protein und entwickelt eine Immunantwort dagegen. Infiziert sich der Geimpfte nun mit Malaria, erkennt sein Immunsystem den Parasiten beim ersten Eindringen und bekämpft ihn.

Titel der Originalpublikation (publiziert in The Lancet 23.4.2015)
Final results from a phase 3, individually randomised, controlled trial of the RTS,S/AS01 malaria vaccine in African infants and children, including an evaluation of the efficacy of a booster dose
http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(15)60721-8

All members of the RTS,S Clinical Trials Partnership meet ICMJE criteria as authors, and are: by affiliation (affiliations in alphabetical ):
Albert Schweitzer Hospital, Lambaréné, Gabon / Institute of Tropical Medicine, University of Tübingen, Tübingen, Germany: Selidji Todagbe Agnandji, Bertrand Lell, José Francisco Fernandes, Béatrice Peggy Abossolo, Anita Lumeka Kabwende, Ayola Akim Adegnika, Benjamin Mordmüller, Saadou Issifou, Peter Gottfried Kremsner, Marguerite Massinga Loembe, Emmanuel Bache, Abraham Alabi; Centro de Investigação em Saúde de Manhiça, Manhiça, Mozambique / ISGlobal, Barcelona Ctr. Int. Health Res. (CRESIB), Hospital Clínic - Universitat de Barcelona, Barcelona, Spain: Jahit Sacarlal, Pedro Aide, Lola Madrid, Sofia Mandjate, John J. Aponte, Helder Bulo, Sergio Massora, Elisa Varela, Eusébio Macete, Pedro Alonso; Ifakara Health Institute, Bagamoyo, Tanzania / Swiss Tropical and Public Health Institute, Basle, Switzerland: Salim Abdulla, Nahya Salim, Ali Mtoro, Saumu Ahmed, Ali Hamad, Shubis Kafuruki, Rose Minja, Marcel Tanner, Musa Maganga, Abel Mdemu, Conrad Gwandu, Ali Mohammed; Institut de Recherche en Science de la Santé, Nanoro, Burkina Faso / Institute of Tropical Medicine, Antwerp, Belgium: Halidou Tinto, Umberto D’Alessandro, Hermann Sorgho, Innocent Valea, Marc Christian Tahita, William Kabore, François Kiemde, Palpouguini Lompo, Sayouba Ouédraogo, Karim Derra, Florence Ouédraogo, Jean Bosco Ouédraogo; KEMRI/CDC Research and Public Health Collaboration, Kisumu, Kenya: Mary J. Hamel, Simon Kariuki, Martina Oneko, Chris Odero, Kephas Otieno, Norbert Awino, Vincent Muturi-Kioi, Jackton Omoto, Tony Sang, Seth Odhiambo, Kayla F. Laserson, Laurence Slutsker; KEMRI–Walter Reed Project, Kombewa, Kenya: Walter Otieno, Lucas Otieno, Nekoye Otsyula, Stacey Gondi, Jew Ochola, George Okoth, Dorothy Caroline Mabunde, Anne Wangwe, Allan Otieno, Janet Oyieko, Jessica Cowden, Bernhards Ogutu; KEMRI–Wellcome Trust Research Program, Kilifi, Kenya: Patricia Njuguna, Kevin Marsh, Pauline Akoo, Christine Kerubo, Charity Maingi, Philip Bejon, Ally Olotu, Roma Chilengi, Benjamin Tsofa, Trudie Lang, Jesse Gitaka, Ken Awuondo; Kintampo Health Research Center, Kintampo, Ghana / London School of Hygiene and Tropical Medicine, London, UK: Seth Owusu-Agyei, Kwaku Poku Asante, Owusu Boahen, David Dosoo, Isaac Asante, Zuwera Yidana, Japhet Anim, Elisha Adeniji, Abena Kunadu Yawson, Kingsley Kayan, Daniel Chandramohan, Brian Greenwood; National Institute for Medical Research, Korogwe, Tanzania / University of Copenhagen, Copenhagen, Denmark / London School of Hygiene and Tropical Medicine, London, UK: John Lusingu, Samwel Gesase, Anangisye Malabeja, Omari Abdul, Coline Mahende, Edwin Liheluka, Martha Lemnge, Thor G. Theander, Chris Drakeley, Joyce Mbwana, Raimos Olomi, Bruno Mmbando; School of Medical Sciences, Kumasi, Ghana: Daniel Ansong, Tsiri Agbenyega, Samuel Adjei, Harry Owusu Boateng, Theresa Rettig, Justice Sylverken, David Sambian, Augustina Badu-Prepah, Amos Kotey, Patrick Buabeng, Vivian Paintsil, Anthony Enimil; University of North Carolina Project, Lilongwe, Malawi: Francis Martinson, Irving Hoffman, Tisungane Mvalo, Portia Kamthunzi, Rutendo Nkomo, Tapiwa Tembo, Gerald Tegha, Chimwemwe Chawinga, Towera Banda, Shiraz Khan, Sarah Mwambakulu, Enalla Mzembe; GlaxoSmithKline Vaccines, Wavre, Belgium (in alphabetical order): W. Ripley Ballou, Joe Cohen, Yolanda Guerra, Dirk Heerwegh, Erik Jongert, Didier Lapierre, Amanda Leach, Marc Lievens, Opokua Ofori-Anyinam, Aurélie Olivier, Johan Vekemans and PATH Malaria Vaccine Initiative, Washington, D.C. (in alphabetical order): David Kaslow, Didier Leboulleux, Barbara Savarese, David Schellenberg




Weitere Informationen finden Sie als Medizin am Abend Beteiligte unter

http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(15)60721-8

http://www.malariavaccine.org/pr2015Apr24-RTSS.php -

Medizin am Abend DirektKontakt

Universitätsklinikum Tübingen
Medizinische Klinik, Institut für Tropenmedizin
Wilhelmstraße 27, 72074 Tübingen
Prof. Dr. Peter G. Kremsner
Tel. 0049 7071 29-87179
E-Mail peter.kremsner@uni-tuebingen.de

Dr. Ellen Katz Universitätsklinikum Tübingen

 

CSD 2015 in Berlin: Immer weniger HIV-Infizierte benutzen Kondome

Medizin am Abend Fazit:  Immer weniger HIV-Infizierte benutzen Kondome

 

 

http://www.spritzenautomaten.de/ 

 

Erstmals haben Forschende unter der Leitung der Universität Zürich den Gebrauch von Kondomen bei HIV-Infizierten in der Schweiz in einer Langzeitstudie untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass der Gebrauch zwischen 2000 und 2009 relativ konstant war und seit 2009 kontinuierlich sinkt. Als Hauptgrund vermuten die Wissenschaftler das teilweise falsch interpretierte Statement der Eidgenössischen Kommission für Aidsfragen von 2008. Dieses besagt, dass erfolgreich behandelte HIV-Infizierte mit festem Partner auf Kondome verzichten können. 

https://idw-online.de/de/attachmentdata44449.jpg
Grafik: Kondom-Verwendung bei HIV-Infizierten von 2000 bis 2013
 
Mit jährlich eineinhalb Millionen Toten zählt Aids nach wie vor zu den gefährlichsten sexuell übertragbaren Krankheiten der Welt.

Verursacht wird die Krankheit durch eine HIV-Infektion, die über den Kontakt mit Körperflüssigkeiten, wie beispielsweise Sperma und Blut, übertragen wird. In der Schweiz leben zwischen 15'000 und 25'000 Menschen mit HIV und Aids. Seit 1988 erfasst und erforscht die Schweizerische HIV-Kohortenstudie (SHKS) verschiedene Daten von HIV-Infizierten in der Schweiz.

Innerhalb dieser Studie haben nun Schweizer Forschende die erfassten Daten bezüglich der Kondomverwendung zwischen 2000 und 2013 ausgewertet. Geleitet wurde die Studie von Huldrych Günthard, leitender Arzt in der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene des UniversitätsSpitals Zürich und Professor am Institut für medizinische Virologie der Universität Zürich und Dr. Roger Kouyos, Forschungsgruppenleiter an den selben Instituten.

Verzicht auf Kondom beim Sex mit Gelegenheitspartner verdreifachte sich bei HIV-infizierten homosexuellen Männern

Die Studie basiert auf einer halbjährlichen Befragung aller an der SHKS teilnehmenden Menschen zwischen 2000 und 2013. Insgesamt wurden über 12'000 HIV-Infizierte befragt.

Vier Kategorien wurden unterschieden: 

«Sex ohne Kondom mit festem Partner bei homosexuellen Männern»,

«Sex ohne Kondom mit Gelegenheitspartnern bei homosexuellen Männern»

«Sex ohne Kondom mit festem Partner bei heterosexuellen Männern und Frauen»

«Sex ohne Kondom mit Gelegenheitspartnern bei heterosexuellen Männern und Frauen».

Die Auswertungen zeigen, dass die Kondom-Verwendung bei allen vier Kategorien zwischen 2000 und 2009 relativ konstant blieb und zwischen 2009 und 2013 in drei von vier Gruppen markant abnahm.


Haben 2009 zum Beispiel nur circa fünf Prozent der Homosexuellen angegeben, mit Gelegenheitspartnern nicht immer ein Kondom zu benutzen, waren es 2013 fast dreimal so viele.

Am wenigsten griffen heterosexuelle HIV-Infizierte beim Sex mit festem Partner zum Kondom.

Knapp 30 Prozent (2009: 20 Prozent) verzichteten 2013 auf den Schutz aus Gummi. 

Vorreiter in der Benutzung von Kondomen sind Heterosexuelle beim Sex mit Gelegenheitspartnern, von denen 2013 trotz Abnahme seit 2009 noch über 97 Prozent immer Kondome verwendeten.

«Swiss Statement» als wichtiger Grund für den Rückgang vermutet

Als wichtigen Grund für den starken Rückgang sehen die Forschenden das sogenannte Swiss Statement der Eidgenössischen Kommission für Aidsfragen (EKAF).  

Am 30. Januar 2008 hat die EKAF vermeldet, dass HIV-Infizierte, die erfolgreich mit antiretroviraler Therapie behandelt werden und in einer stabilen Beziehung leben, nicht infektiös sind und deshalb auf Kondome verzichten können. 

 «Obwohl diese Aussage nur für Patienten in festen Beziehungen galt, haben sich anscheinend auch HIV-Infizierte angesprochen gefühlt, welche nicht in festen Partnerschaften leben und seither öfter auf Kondome verzichtet», erklärt Prof. Huldrych Günthard.

Ein weiterer Grund könnte laut dem Professor die geringere Angst der Bevölkerung in Bezug auf HIV sein, da in den westlichen Ländern viel weniger Todesfälle aufgrund der neuen äusserst erfolgreichen Therapiemöglichkeiten verzeichnet werden. Zudem sei die Verhütung mit Kondomen früher auch mehr im Fokus der präventiven Aids-Kampagnen gestanden als heute. Dies könne ebenfalls ein möglicher Grund für den Rückgang sein.

Die geringere Kondom-Verwendung könne zudem dazu beigetragen haben, dass die Anzahl der HIV-Neuinfizierten trotz der zahlreichen Präventionsmassnahmen nur langsam zurückgeht.
Gleichzeitig stieg die Anzahl der Neu-Diagnosen bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, wie beispielsweise Syphilis, Gonorrhö und Chlamydien, zwischen 2009 und 2013, was laut den Forschern ebenfalls mit der geringeren Verwendung von Kondomen zusammenhängen könnt.

Schweizerische HIV-Kohortenstudie

Die SHKS erfasst seit 1988 prospektiv epidemiologische, klinische und labormässige Daten in anonymisierter Form von HIV-infizierten Frauen, Männern und Kindern in der Schweiz. Gesamtschweizerisch wurden bisher über 19'000 Patienten eingeschlossen; pro Jahr kommen ca. 500-600 neue Teilnehmende hinzu. Die Studie ist repräsentativ für die Schweiz, denn circa 70% der dem Bundesamt für Gesundheit gemeldeten Aids-Fälle sind auch in der SHKS dokumentiert. Die SHKS wird vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt.



Medizin am Abend DirektKontakt

Seilergraben 49
8001 Zürich
Schweiz
Zürich


Nathalie Huber
Telefon: +41 44 634 44 64
E-Mail-Adresse: nathalie.huber@kommunikation.uzh.ch


Bettina Jakob
Telefon: 0446344439
E-Mail-Adresse: bettina.jakob@kommunikation.uzh.ch


Beat Müller
Telefon: (0041) 44-634 4432
Fax: (0041) 44-634 2346
E-Mail-Adresse: beat.mueller@kommunikation.uzh.ch

360° TOP-Thema: Behandlungsstrategie, Sterblichkeit und Folgekosten von Hepatitis C (Gelbsucht)

Medizin am Abend Fazit:  Forscher fordern früheres Eingreifen gegen Hepatitis C

 

http://www.spritzenautomaten.de/

 

Eine Gruppe von Schweizer Forschern hat in einer Studie die Auswirkungen unterschiedlicher Behandlungsstrategien auf die Sterblichkeit und auf die Folgekosten von Hepatitis C untersucht. 

Ihr Befund: Mit einem früheren Eingreifen und der Durchführung von Screenings liesse sich die Mortalität um 90 Prozent senken und die langfristige Entwicklung der Gesundheitskosten positiv beeinflussen. 

Vier Szenarien mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die Anzahl Todesfälle: Keine Behandlung (rot), Weiterführung des Status Quo (grau), unterschiedlich offensive Behandlung (grün und blau).
Vier Szenarien mit unterschiedlichen Auswirkungen auf die Anzahl Todesfälle: Keine Behandlung (rot), Weiterführung des Status Quo (grau), unterschiedlich offensive Behandlung (grün und blau).


In der Schweiz sind schätzungsweise 80'000 Patienten, also etwa jede 100. Person, mit Hepatitis C infiziert.  

Die Infektionskrankheit wird durch das Blut übertragen – durch unsaubere Spritzen, infizierte Tätowierungsinstrumente oder durch verseuchte Akupunktur-Nadeln.

Die im Volksmund «Gelbsucht» genannte Krankheit kann zu einer Leberentzündung führen, die sich durch eine Gelbfärbung der Haut oder durch einen Gelbstich im Weiss der Augen zeigt.

Rund die Hälfte dieser Menschen weiss nichts von ihrer Krankheit, da diese jahrelang ohne Symptome verläuft, auch wenn bereits Leberschäden vorhanden sind. 

Deshalb wird die Hepatitis C immer wieder zu spät erkannt, wenn ein lebensbedrohlicher Verlauf der Krankheit unabwendbar ist.

Teure Spätfolgen

Zwar nimmt die Zahl der jährlichen Neuansteckungen in der Schweiz kontinuierlich ab, weil Bluttransfusionen, Tätowierungen und Akupunkturnadeln hierzulande heute grundsätzlich sicher sind.

Zudem sinkt die Zahl der Drogenkonsumenten, die sich Drogen intravenös verabreichen und sie verwenden vermehrt Einwegspritzen.

Die Spätfolgen der Krankheit treten aber erst 20 bis 30 Jahre nach der Ansteckung ein. Da die Zahl der Neuansteckungen 2003 ihren Höhepunkt erreichte, werden Mortalität und Kosten bei schweren Hepatitis C-Fällen bis 2030 zunehmen. Rund 75 Prozent dieser Patienten sind zwischen 1945 und 1965 geboren.

Die jüngsten, hoch wirksamen und besser verträglichen Medikamente gegen Hepatitis C sind sehr teuer – eine Behandlung kostet derzeit 60'000–120'000 Franken. Heute übernehmen die Krankenversicherer die Behandlung erst dann, wenn die Patienten bereits eine fortgeschrittene Lebervernarbung aufweisen.

Frühzeitiges Eingreifen senkt Sterblichkeit und Kosten

Eine Gruppe von Schweizer Forschern hat in einer Studie die Auswirkungen unterschiedlicher Behandlungsstrategien auf die Mortalität und auf die Folgekosten von Hepatitis C untersucht. Studienleiter und Leberspezialist Prof. Beat Müllhaupt vom Schweizer Zentrum für Erkrankungen der Leber, der Bauchspeicheldrüse und der Gallenwege (Swiss HPB-Center) am UniversitätsSpital Zürich (USZ), plädiert auf Grund der Resultate für ein früheres medikamentöses Eingreifen und die Durchführung von Screenings, statt der heute in der Schweiz praktizierten konservativen Behandlungs- und Teststrategien.

«Mit einer frühzeitigen Hepatitis C-Therapie kann die Sterblichkeit um 90 Prozent gesenkt und die langfristige Entwicklung der Krankheitskosten positiv beeinflusst werden», sagt Beat Müllhaupt.

Der Grund: Frühe Behandlungen können so die schweren Hepatitis-Folgeschäden und die entsprechenden Folgekosten reduzieren. Prof. Beat

Müllhaupt findet es schade, dass die Preisdiskussion um die neuste Generation der Hepatitis C-Medikamente diese gewünschte Behandlung blockiert: «Ich wünsche mir, dass Politik, Industrie und Krankenkassen Lösungen erarbeiten, die den betroffenen Patienten zu Gute kommen.»



Medizin am Abend DirektKontakt

Prof. Beat Müllhaupt, UniversitätsSpital Zürich
Tel.: 044 255 25 53; E-Mail: beat.muellhaupt@usz.ch
Janine Kuhn UniversitätsSpital Zürich

Studie:

http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0125214

Beat Müllhaupt, Philip Bruggmann, Florian Bihl, Sarah Blach, Daniel Lavanchy, Homie Razavi, David Semela, Francesco Negro
Research Article | published 24 Jun 2015 | PLOS ONE 10.1371/journal.pone.0125214

Tages - Straßenumzüge-Feste: Stoffwechselvorgänge http://www.diet-body-brain.de/

Medizin am Abend Fazit:  Protein-Export aus den Zellkraftwerken

 

http://www.radiobremen.de/wissen/themen/apnoetauchen102.html

 

http://www.neurodegenerationresearch.eu/

Warschauer und Freiburger Forscher haben gezeigt, wie der Rücktransport von Proteinen aus Mitochondrien abläuft 

Ein Modell des TOM-Kanals.
Ein Modell des TOM-Kanals. Modifizierte Abbildung aus Bragoszewski et al.
 
Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen und enthalten mehr als 1.000 Eiweißmoleküle, die wichtige Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper steuern.

Ein Großteil dieser Proteine ist nötig, um die Energie aus Nahrungsmitteln in den Reaktionen der Zellatmung für den Körper nutzbar zu machen. Ein Team von Prof. Dr. Agnieszka Chacinska vom International Institute of Molecular and Cell Biology in Warschau/Polen hat in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe des Freiburger Privatdozenten Dr. Nils Wiedemann entdeckt:

Es gibt nicht nur einen Import von Proteinen in die Mitochondrien, sondern auch einen Export. Um beispielsweise die Zellatmung zu regulieren, transportiert ein Kanal in der Außenmembran der Mitochondrien Proteine bei Bedarf wieder aus den Kraftwerken der Zelle hinaus, wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Online-Vorabveröffentlichung der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) gezeigt haben.

Die Mitochondrien des Menschen stellen nur 13 der Proteine, die sie enthalten, in ihrem Inneren her. 99 Prozent der Eiweißmoleküle gelangen aus dem Cytosol, dem Zellwasser, in die Mitochondrien.

Die Translokase der äußeren Membran (TOM) transportiert die Proteine in den mitochondrialen Innenraum, wo sie durch andere Proteine an ihrem Arbeitsort gefaltet werden.

Kleine lösliche Proteine werden mit Schwefel-Schwefel-Bindungen stabil fixiert.

Nachdem die Wissenschaftler diese Bindungen in den Mitochondrien lösten, fand ein Export der Eiweißmoleküle zurück in das Cytosol statt. Zudem ließen die Forscherinnen und Forscher veränderte Proteine, die keine Schwefel-Bindungen ausbilden konnten, in die Mitochondrien importieren.

Obwohl diese Proteine nachweislich in die Mitochondrien transportiert worden waren, fanden die Wissenschaftler sie anschließend nur im Cytosol. 

Um zu analysieren, ob die Proteine jeweils durch den TOM-Kanal zurückgelangen, blockierten die Forscher den Kanal. Dadurch verhinderten sie den Export der Proteine ins Cytosol.

Warum machen sich die Zellen die Arbeit, die Proteine erst in die Mitochondrien zu importieren, um sie danach wieder zu exportieren? „Dieser Mechanismus ermöglicht es der Zelle, sich schnell auf veränderte Bedingungen einzustellen“, sagt Wiedemann.

Auf diese Weise kann der Körper die Zellatmung innerhalb weniger Minuten abschalten. Andernfalls würden sich in den Mitochondrien giftige Sauerstoffverbindungen bilden, die Zellschäden hervorrufen. 

Wiedemanns Fazit: „Wenn gerade niemand hereinkommt, kann der Eingang einfach als Ausgang benutzen werden.“ Wie im echten Leben gelte dies auch für die Zellkraftwerke.

Privatdozent Dr. Nils Wiedemann arbeitet am Institut für Biochemie und Molekularbiologie der Universität Freiburg und ist assoziiertes Mitglied des Exzellenzcluster BIOSS Centre for Biological Signalling Studies sowie Principal Investigator bei der Spemann Graduate School of Biology and Medicine der Albert-Ludwigs-Universität.

Originalpublikation:
Piotr Bragoszewski, Michal Wasilewski, Paulina Sakowska, Agnieszka Gornicka, Lena Böttinger, Jian Qiu, Nils Wiedemann, and Agnieszka Chacinska (2015). Retro-translocation of mitochondrial intermembrane space proteins. In: PNAS. Published online before print June 8, 2015, doi:10.1073/pnas.1504615112
www.pnas.org/content/early/2015/06/04/1504615112.abstract

Medizin am Abend DirektKontakt:

PD Dr. Nils Wiedemann
Institut für Biochemie und Molekularbiologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-5280
E-Mail: nils.wiedemann@biochemie.uni-freiburg.de
Rudolf-Werner Dreier
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Notfallambulanz: Health Literacy, also Gesundheitsbildung http://youtu.be/bcjak6ewWq0

Medizin am Abend Fazit:  „In Zukunft werden Menschen ihre eigene Gesundheit managen müssen“


Professorin für Gesundheitswissenschaften im Interview mit „research_tv“

Wer krank ist und sich im Gesundheitssystem nicht zurechtfindet, geht zuerst in die Notfallambulanz. Das allerdings, sagt Doris Schaeffer, ist der teuerste Zugang zum Gesundheitssystem. Und der werde nur genutzt, weil Betroffene keinen anderen Weg kennen.

Doris Schaeffer erforscht, welche Bevölkerungsgruppen Probleme haben, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden und wie deren Situation verbessert werden kann.

Im Interview mit „research_tv“ der Universität Bielefeld erklärt die Professorin für Gesundheitswissenschaften, warum Health Literacy, also Gesundheitsbildung, künftig stärker in den Fokus rücken muss.

Das Gesundheitssystem verändert sich: In der Zukunft, ist Professorin Doris Schaeffer überzeugt, werden Menschen ihre eigene Gesundheit managen müssen, selbst darauf achten, gesund zu bleiben und bei Problemen auch selbst aktiv werden. „Das Versorgungssystem wird uns dabei nur punktuell helfen. Darum ist Health Literacy eine der Herausforderungen der Zukunft“, sagt die Wissenschaftlerin.

Nichtwissen verursacht hohe Kosten: Der Besuch der Notaufnahmen ist teurer als ein Termin beim Hausmediziner. Aus diesem Grund, so Schaeffer, gehöre zur Gesundheitsbildung auch, sich Informationen zu beschaffen, zu verstehen, zu bewerten und schließlich auch zu nutzen. „Diese Fähigkeit ist schwächer ausgeprägt, je größer die Bildungsferne ist oder je schwieriger die Bildungssituation einer Bevölkerungsgruppe ist.“

Wer fremd in Deutschland sei, wisse zum Beispiel oft nicht, wohin man sich mit Gesundheitsproblemen wendet.

Aber auch ältere Menschen sind eine wichtige Gruppe, weil sie durch die alternde Gesellschaft sehr groß ist und durch den demografischen Wandel weiter wachsen wird. Gleichzeitig seien ältere Menschen öfter etwa chronisch krank, bewegungseingeschränkt oder pflegebedürftig. „Gerade diese Gruppe ist darauf angewiesen, dass sie Gesundheitswissen und -kompetenz hat, weil sie mit sehr viel mehr Gesundheitsproblemen umgehen muss“, sagt Schaeffer.

Derzeit erforscht Doris Schaeffer die Gesundheitsbildung in Nordrhein-Westfalen. Ziel der Health Literacy-Studie sei es, genau zu schauen, wie das Niveau bestimmter Bevölkerungsgruppen ist. Mit der Studie will Schaeffer mit ihrem Team die Ausgangsvoraussetzungen ermitteln, um darauf basierend Interventionen zu entwickeln, wie diese Gruppen durch Bildung besser ausgestattet und betreut werden können.

„Man muss sich immer wieder hineinversetzen: Wie kann sich hier jemand zurechtfinden, der eigentlich gar nicht so richtig weiß, worum es geht.“ Bilder statt Schrift – für Doris Schaeffer sind das wirksame Kleinigkeiten bei den möglichen Interventionen. „Dazu gehört, Krankenhäuser so auszustatten, dass Patienten sich darin leicht zurechtfinden können und Schilder nicht nur in Schriftsprache, sondern auch mit Piktogrammen versehen sind.“

Doris Schaeffer ist Sozial- und Erziehungswissenschaftlerin, seit 1997 lehrt sie an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Bewältigung und Versorgung chronischer Krankheit, Gesundheitserhaltung im Alter und Nutzerfreundliche Versorgungsgestaltung.

Weitere Informationen im Internet:

• Interview mit Prof. Dr. Doris Schaeffer bei research_tv („Health Literacy:

Zurechtfinden im Gesundheitssystem“): https://youtu.be/bcjak6ewWq0

• Homepage des Arbeitskreises Versorgungsforschung und Pflegewissenschaft an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften: www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag6/

Medizin am Abend DirektKontakt:

Professor Dr. Doris Schaeffer, Universität Bielefeld
Leiterin des Instituts für Pflegewissenschaft, Fakultät für Gesundheitswissenschaften
Telefon: 0521 106-3895
E-Mail: doris.schaeffer@uni-bielefeld.de
Sandra Sieraad Universität Bielefeld

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Beteiligte:
http://youtu.be/bcjak6ewWq0

Einladung zur Kiesel-Studie http://www.kiggs-studie.de/


Medizin am Abend Fazit:


http://www.bfr.bund.de/de/kiesel-studie.html

http://www.kindergesundheit-info.de/themen/

Nudeln, Würstchen oder Obst - Welche Lebensmittel essen Kinder heutzutage tatsächlich und wie viel?

BfR führt repräsentative Bevölkerungsbefragung zum Lebensmittelverzehr von Kindern durch 
 
Die Kinder-Ernährungsstudie zur Erfassung des Lebensmittelverzehrs (KiESEL) vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Kooperation mit der KiGSS Welle 2 des Robert Koch-Instituts (RKI) ist gestartet.

Dazu besuchen BfR-Interviewerinnen in einem KiESEL-Mobil 1.000 Kinder aus ganz Deutschland, um die Eltern zum Lebensmittelverzehr ihrer Kinder zu befragen, die Kinder zu wiegen und zu messen. Die Daten fließen in die BfR-Risikobewertung von Lebensmitteln ein. „Die aktuelle Studie soll uns in die Lage versetzen, unsere Risikobewertungen auf dem aktuellen Ernährungsverhalten von Kindern aufzubauen“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.

Die letzte deutschlandweite repräsentative Befragung zur Erhebung von Verzehrsdaten bei Kindern dieser Altersgruppe wurde vor zwölf Jahren durchgeführt (VELS-Studie). Mit der KiESEL-Studie werden die Daten nun aktualisiert.

Die Kinder-Ernährungsstudie zur Erfassung des Lebensmittelverzehrs erhebt deutschlandweit Daten zum Lebensmittelverzehr von Kindern im Alter von sechs Monaten bis einschließlich fünf Jahren. Die KiESEL-Studie wird als Modul der “Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland („KiGGS Welle 2“) des RKI durchgeführt. Mit der repräsentativen KiESEL-Studie soll die Sicherheit von Lebensmitteln verbessert werden.

Dafür werden aktuelle Informationen dazu benötigt, was und wie viel gegessen wird. Die Studienergebnisse fließen in die BfR-Risikobewertungen zu Zusatzstoffen, Pflanzenschutzmittelrückständen oder unerwünschten Stoffen in Lebensmitteln ein. So kann realistischer geschätzt werden, ob beispielsweise die zugelassenen Mengen an Zusatzstoffen in Süßigkeiten oder Rückständen von Pflanzenschutzmitteln auf Obst oder Gemüse sicher sind oder weiter begrenzt werden sollten.

Teilnehmen können nur Kinder, die bereits im Rahmen der KiGGS-Studie befragt wurden.

Eine Gruppe aller KiGGS-Teilnehmer wird per Zufall ausgewählt und eingeladen, an der KiESEL-Studie teilzunehmen. Die Familien protokollieren an insgesamt 4 Tagen in einem Ernährungstagebuch alle von den Kindern gegessenen Lebensmittel mit Mengen-/Gewichtsangabe, Marke und Verpackung des Produktes sowie Getränke.

Im Anschluss an die Datenerhebung wird der durchschnittliche, tägliche Verzehr beispielsweise von tierischen oder pflanzlichen Lebensmittel nach Geschlecht, Alter oder Region ausgewertet. Die Daten können auch mit den aus der KiGGS-Studie erhobenen Daten verknüpft werden.

Erste Ergebnisse sollen 2018 vorliegen.

Weitere Informationen finden Sie auf der BfR-Homepage unter
http://www.kiesel-studie.html

Informationen zu KIGGS erhalten Sie auf der KiGGS-Homepage http://www.kiggs-studie.de/

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Medizin am Abend DirektKontakt 



Max-Dohrn-Str. 8-10
10589 Berlin
Deutschland
Berlin

Dr. Suzan Fiack
Telefon: 030-18412-4300
Fax: 030-18412-4970
E-Mail-Adresse: newsletter@bfr.bund.de

Wer ist gesund? http://www.neuropathischer-schmerz.de

Medizin am Abend Fazit:  Wer ist gesund? Europäischer Algorithmus für eine bessere Qualität der Schmerzforschung

Gesunde Probanden dienen in Schmerzstudien als Kontrolle der besseren Abgrenzung zwischen „gesund“ und „krank“. Wer „gesund“ ist, definieren verschiedene Untersucher häufig unterschiedlich, was die Vergleichbarkeit von Studien erschwert. Der Deutsche Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz e.V. (DFNS e.V.) hat nun zusammen mit den europäischen Schmerzverbänden Europain und Neuropain rationale Kriterien veröffentlicht: In Schmerzstudien, die mittels Quantitativ Sensorischer Testung (QST) das Sensibilitätsprofil erheben, lassen sich gesunde Probanden nach einem zweistufigen Ansatz rekrutieren – dies soll die Qualität von Schmerzstudien künftig verbessern. 
 
Im ersten Moment scheint es fast banal, wenn sich große europäische Forschergruppen „nur“ mit der Frage beschäftigen, wie man gesunde Versuchsteilnehmer von kranken unterscheiden kann. In Wirklichkeit steckt dahinter ein großes Problem: Klinische Forscher interessieren sich in erster Linie für Patienten mit bestimmten Krankheiten.

Um aber in Studien nachweisen zu können, wie sich Patienten von Gesunden unterscheiden, brauchen sie Kontrollgruppen. 

Diese sind in der Regel Gesunde.


Dr. Janne Gierthmühlen, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein: „Ärzte kennen ihre Patienten in der Regel sehr genau, gesunde Probanden dagegen kaum.
Zudem fehlen einheitliche Standards bei der Definition und dem Einschluss von Gesunden. So ist es nicht ungewöhnlich, dass die Ergebnisse verschiedener Schmerzstudien, die den Schmerzphänotyp mittels QST erheben, oftmals hohe Abweichungen aufweisen.“ Die Schmerzverbände Europain, von der Innovative Medicines Initiative (IMI) geförderte 23 akademische und industrielle Partner aus ganz Europa, und Neuropain, zwölf führende europäische Zentren auf dem Gebiet des neuropathischen Schmerzes, haben in Kooperation mit dem DFNS e.V. deshalb vor Beginn ihrer Studien mögliche Einflussfaktoren auf das QST-Profil gesunder Probanden definiert und evidenzbasierte Empfehlungen erarbeitet.

Mit standardisiertem zweistufigem Algorithmus zu besserer Qualität

Dr. Elena Enax-Krumova, Ruhr Universität Bochum: „Um sicherzustellen, dass Gesunde wirklich gesund sind, mussten wir uns unter anderem auf bestimmte Sicherheitsmaßnahmen, spezielle Dokumentationen und Fragebögen einigen. Unser Ziel, standardisierte Einschlusskriterien für gesunde Probanden in QST-Studien auszuarbeiten, haben wir schließlich in einem zweistufigem Algorithmus umgesetzt und direkt in unsere Forschungsprojekte implementiert.“

Das Basisscreening umfasst einen Frage- sowie einen Screeningbogen, die den aktuellen Gesundheitszustand, die Schmerz- und Krankengeschichte und die Schmerzmedikation prüfen sowie gleichzeitig soziodemographische Daten erheben.

Liegen keine Ausschlusskriterien vor, folgt das fortgeschrittene Screening mit Erhebung der allgemeinen und seelischen Verfassung des Probanden ebenfalls mittels Fragebogen.

Ist alles im normalen Bereich, kann der Proband als „gesund“ rekrutiert werden.

Im Anschluss erfolgt die QST nach DFNS-Standard zur Analyse des Sensibilitätsprofils.

Mit sieben QST-Tests werden so die Wahrnehmung und das Schmerzempfinden für Kälte, Wärme, feine und spitze Berührungen sowie Vibration und Druck erhoben. 

Liegen die QST-Werte innerhalb der Norm, so kann der Proband schließlich als „gesund“ in die Studie eingeschlossen werden. Zeigt das Screening hinsichtlich der seelischen Verfassung und/ oder der QST pathologische Ergebnisse, erfolgt eine fachärztliche psychiatrische bzw. neurologische Untersuchung, bevor entschieden wird, ob der Proband dennoch für die Studie geeignet ist.

„Die gebündelte europäische Schmerzexpertise hat einen gut implementierbaren Algorithmus erarbeitet. Er kann als Richtwert die Studienplanung und -durchführung mit gesunden Probanden vereinfachen, ist aber natürlich je nach individueller, z.B. geografischer Gegebenheit, adaptierbar“, so Prof. Christoph Maier, Ruhr Universität Bochum, und weiter: „Unsere Arbeit beschreibt als erste in Europa die Minimalanforderungen für Probanden als gesunde Kontrollgruppen in Studien, in denen Nervenschmerzen untersucht werden.
Sie kommt damit indirekt den Patienten wieder zugute. Letztlich ermöglicht die Standardisierung einen besseren Vergleich verschiedener QST-Schmerzstudien und ist damit ein qualitätsverbessernder Faktor.“

Europäische Netzwerke gegen den Schmerz

Die Arbeit ist eine der ersten in einer Reihe künftiger Publikationen, in denen sich die gemeinsame Forschung deutscher Experten auf dem Gebiet des neuropathischen Schmerzes mit den wichtigsten europäischen Zentren niederschlägt. Die Bildung sogenannter Schmerz-Konsortien, in denen sich europäische Forschergruppen zusammengeschlossen haben, basiert unter anderem auf Initiative des DFNS, der dadurch seine Standards auch auf internationaler Ebene einbringen konnte. Letztlich soll die Lebensqualität chronischer Schmerzpatienten nachhaltig verbessert werden.

Literatur:

Gierthmühlen J, Enax-Krumova EK et al. (2015) Who is healthy? Aspects to consider when including healthy volunteers in QST-based studies- a consensus statement by the EUROPAIN and NEUROPAIN consortia. Pain [Epub ahead of print]

Über den DFNS e.V.:

Ziel des Deutschen Forschungsverbundes Neuropathischer Schmerz e.V. (DFNS e.V.) ist, die medizinische Versorgung von Patienten mit Nervenschmerzen grundlegend zu verbessern. Im Fokus stehen die Optimierung einer qualitativ hochwertigen Diagnostik sowie der Therapie- und Versorgungsforschung neuropathischer Schmerzen. Der gemeinnützige Verein ist Nachfolger des DFNS, der von 2002 bis 2012 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde. Die Geschäftsstelle ist am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München angesiedelt.

Medizin am Abend DirektKontakt:

Dr. med. Elena Enax-Krumova
Neurologische Universitäts- und Poliklinik
Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH
Ruhr-Universität Bochum
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
44789 Bochum
e-mail: Elena.Krumova@ruhr-uni-bochum.de

Vedrana Romanovic
DFNS e.V.
Neurologische Klinik
Klinikum rechts der Isar
Technische Universität München
Ismaninger Str. 22
81675 München
Tel.: +49 89 4140 - 7915
Fax: +49 89 4140 - 4655
e-mail: romanovic@lrz.tum.de
Tanja Schmidhofer Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Beteiligte:
http://www.neuropathischer-schmerz.de

TEAM - Staffel: Fruchtzucker oder Traubenzucker?


16. Berliner Wasserbetriebe 5 x 5 km TEAM-Staffel
Im Belohnungssystem im Gehirn sind die Unterschiede zwischen dem Placebo (oben) und den zwei Zuckerarten Glukose (Mitte) und Fruktose (unten) deutlich zu erkennen, wie das MRI-Bild zeigt.

Im Belohnungssystem im Gehirn sind die Unterschiede zwischen dem Placebo (oben) und den zwei Zuckerarten Glukose (Mitte) und Fruktose (unten) deutlich zu erkennen, wie das MRI-Bild zeigt. Universität Basel, Departement Biomedizin

Medizin am Abend Fazit:  Fruchtzucker erzeugt weniger Belohnungsgefühle im Gehirn

Fruchtzucker sättigt nicht nur weniger, sondern stimuliert auch das Belohnungssystem im Gehirn in geringerem Mass als Traubenzucker. Dies könnte zu einem überhöhten Konsum mit ungesunden Folgen führen, berichten Forschende der Universität Basel in einer Studie, die in der Fachzeitschrift «Plos One» veröffentlicht wurde. Industrieller Fruchtzucker in Süssgetränken und Fertigmahlzeiten wird für verschiedene Erkrankungen mit verantwortlich gemacht. 
 
Fruchtzucker oder Fruktose ist ein natürlicherweise in Früchten und Gemüse enthaltenes Kohlenhydrat und in dieser Form unbedenklich. Trotz ihrer ähnlichen Struktur wirken Fruktose und Glukose – also reiner Traubenzucker – auf den Körper ganz unterschiedlich:

Die Einnahme von Glukose führt inneralb von  Minuten zu einem starken Anstieg vom Insulin im Blut, während die Fruktose die Insulinausschüttung nur wenig stimuliert.

Die unterschiedlichen Wechselwirkungen der beiden Zuckerarten zwischen Magen-Darm-Trakt und Gehirn haben nun Forschungsteams um Prof. Christoph Beglinger vom Universitätsspital und Prof. Stefan Borgwardt von den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel genauer untersucht; ihre Arbeit wurde vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt. Die Forschenden benutzten dabei kombinierte pharmakologische und bildgebende Methoden wie die funktionelle Magnetresonanztomografie (MRI).

Gehirnaktivität untersucht

In der placebokontrollierten Doppelblind-Studie erhielten zwölf gesunde, junge Männer mittels einer Magensonde je einmal Fruktose, Glukose und Placebo verabreicht. Den Probanden wurden darauf Blutproben zur Bestimmung von Sättigungshormonen entnommen, sie wurden nach ihrem Sättigungsgefühl befragt und mittels einer funktionellen MRI wurde ihre Gehirnaktivität im Ruhezustand untersucht.

Ergebnis der Pilotstudie: Fruktose ist im Vergleich zu Glukose weniger gut in der Lage, Sättigungsgefühle hervorzurufen und die Belohnungssysteme im Gehirn zu stimulieren.

Die Auswertung der MRIs zeigte nämlich, dass sich die beiden Zuckerarten in der Netzwerkaktivierung innerhalb des limbischen Systems mit Hippocampus und Amygdala deutlich unterscheiden in jener Hirnregion, die Emotionen und Triebe reguliert. Zudem stiegen die Sättigungshormone im Blut nach dem Fruktosekonsum kaum bis wenig an – im Gegensatz zur Glukose, die ein starkes Signal hervorrief. Das subjektive Sättigungsgefühl war tendenziell ebenfalls weniger von der Einnahme von Fruktose beeinflusst.

Problematische Fruktose

«Die Studie könnte erste wichtige Hinweise über die fehlenden sättigenden und belohnenden Effekte von Fruktose liefern», sagen die Erstautorinnen Dr. Bettina Wölnerhanssen und Dr. Anne Christin Meyer-Gerspach. Wieweit dabei der unterschiedliche Insulinspiegel oder andere Einflüsse eine Rolle spielen, müssten weitere Untersuchungen mit mehr Probanden zeigen.

Hinweise aus der Forschung mehren sich, dass die isolierte, industriell hergestellte Fruktose – wie sie sich zunehmend in Süssgetränken, Süssigkeiten und Fertigprodukten findet –, dem menschlichen Organismus Probleme bereiten: 

Fruktose steht im Verdacht, verschiedene Erkrankungen wie Übergewicht, Diabetes, Leberverfettung und Gicht zu begünstigen.

Originalbeitrag

Bettina Karin Wölnerhanssen, Anne Christin Meyer-Gerspach, André Schmidt, Nina Zimak, Ralph Peterli, Christoph Beglinger, Stefan Borgwardt
Dissociable Behavioral, Physiological and Neural Effects of Acute Glucose and Fructose Ingestion: A Pilot Study
Plos One, published June 24, 2015, doi: 10.1371/journal.pone.0130280

Medizin am Abend DirektKontakt

Dr. Bettina Wölnerhanssen,
Departement Biomedizin von Universität und Universitätsspital Basel,
Tel. +41 61 328 73 78,
bettina.woelnerhanssen@usb.ch
lic. phil. Christoph Dieffenbacher Universität Basel

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Beteiligte:
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0130280 - Studie in PLOS ONE

Gestärkte Kindergesundheit und Kitas in Mecklenburg-Vorpommern

Medizin am Abend Fazit:  Wissenschaftler stellen erste Ergebnisse der Evaluation des Kindertagesförderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (KiföG M-V) vor


Kinder bedürfen gerechter Bildungs- und Entwicklungschancen. 

 
Jedoch sind der Zugang zu Bildung und die Förderung der Gesundheit in Deutschland ungleich verteilt.

Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys des Robert Koch-Instituts (KiGGS) zeigen, dass Kinder mit niedrigem Sozialstatus ein erhöhtes Risiko für psychische Auffälligkeiten, eine mangelnde körperlich-sportliche Aktivität und eher ungesunde Ernährungsgewohnheiten aufweisen. Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Essstörungen sowie Übergewicht sind bei diesen Kindern in stärkerem Maße verbreitet.

Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen 2013/2014 in Mecklenburg-Vorpommern (M-V) zeigen, dass viele Kinder von Entwicklungsverzögerungen betroffen sind, z.B. in der Sprache (22,3 %), der Motorik (14,3 %) und im Bereich emotional-sozialer Kompetenzen (12,5 %).

Birgit Hesse und Professor Wolfgang Hoffmann haben am Dienstag in Schwerin aktuelle Ergebnisse des Evaluationsprojekts „Summative Evaluation KiföG M-V“ vorgestellt.

Die Novellierung des Kindertagesförderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (KiföG M-V) hat zu einer deutlichen Verbesserung der Rahmenbedingungen für eine gesunde kindliche Entwicklung in Kitas in M-V beigetragen. Darauf weist Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann vom Institut für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald hin: „Der Einsatz eines validen, zusammen mit Erzieherinnen entwickelten standardisierten Screeningverfahrens zur altersangepassten Früherkennung kindlicher Entwicklungsgefährdungen stärkte die Qualität der Kitas unseres Landes. Denn die frühzeitige Erfassung sprachlicher, motorischer und sozialer Entwicklungsrisiken von 3- bis 6-Jährigen geht über eine alltagsintegrierte Beobachtung und Dokumentation des pädagogischen Personals hinaus und schafft eine objektive Basis für anschließende Fördermaßnahmen der Erzieherinnen“.

Das Land gewährt eine jährliche Zuweisung in Höhe von zusätzlich fünf Millionen Euro zur Weiterleitung an die Träger von Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegepersonen. Diese finanziellen Mittel sind an eine jährliche Durchführung des „Dortmunder Entwicklungsscreenings für den Kindergarten (DESK 3-6)“ für einen Zeitraum von mindestens drei Jahren gebunden. Eine weitere Bedingung für die Mittelzuweisung ist die Teilnahme der Kitas an einer wissenschaftlichen Prozessbegleitung bzw. Evaluation.

Aktuell nutzen mehr als 1.300 Erzieherinnen und 6.000 Kinder in 141 Kitas das DESK 3-6. Voraussetzung ist ein überdurchschnittlich hoher Anteil an vom Jugendamt übernommener Elternbeiträge. „Durch die KiföG-Förderung erreichen wir gezielt Kitas in schwieriger sozialräumlicher Lage“, so Hoffmann. Die Evaluation wird von der Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health (ICM-VC) durchgeführt und vom Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales Mecklenburg-Vorpommern finanziell gefördert.

Die Daten aus vier Erhebungswellen zeigen, dass pädagogisch bedeutsame Verbesserungen der kindlichen Kompetenzen über die Zeit zu beobachten sind.

Im sprachlich-kognitiven Kompetenzbereich ist in altersangepassten Messungen eine konstante Verbesserung der DESK-Ergebnisse zu beobachten. „Ein solches Ergebnis ist besonders erfreulich, da die Kinder gerade in diesem Kompetenzbereich besonders große Probleme aufweisen: das richtige Benennen von mindestens sechs dargebotenen Farben oder die Fähigkeit, Erlebtes in logischer und zeitlicher Reihenfolge zu berichten (z.B. vom letzten Wochenende) und einfache und anschauliche Plus- und Minusaufgaben im Zahlenraum bis sechs sind altersspezifische Kompetenzen, die mehr als 40% der Kita-Kinder zur ersten Erhebungswelle 2011/2012 nicht aufweisen“, so Hoffmann.

Die Verbesserungen in den übrigen Kompetenzbereichen über die Zeit zeigten in die gleiche Richtung, waren aber moderater und nicht in allen Altersgruppen pädagogisch bedeutsam. „Die Daten zeigen uns, dass wir als Landesregierung den richtigen Weg eingeschlagen haben. Das durch zuvor geschultes Personal in den Kitas einheitlich praktizierte DESK hilft, Bereiche der kindlichen Entwicklung zu identifizieren, die besonderer Unterstützung bedürfen“, so Ministerin Hesse. Hoffmann erläutert: „Positive Effekte der Gesetzesnovellierung zeigen auch die Ergebnisse unserer Befragungen des Leitungspersonals, an denen sich über 94 % der Adressaten beteiligten. Bereits im Jahr 2012 gaben 88 % der Befragten an, das DESK habe zur Verbesserung der gezielten individuellen Förderung entwicklungsgefährdeter Kinder beigetragen. Knapp 2/3 des Leitungspersonals nahm Verbesserungen der Kooperation innerhalb des Kita-Teams und der kitaspezifischen Elternarbeit wahr“.

Solche strukturellen Veränderungen des Kita-Settings zeigen sich zwei Jahre später noch deutlicher: Aktuell melden 95 % des Leitungspersonals zurück, dass die DESK-Ergebnisse Gegenstand in mindestens einem Elterngespräch waren.

Ein Meilenstein liegt in der Verständigung auf ein landeseinheitliches Screeningverfahren. Somit können Einrichtungen miteinander verglichen und besonders gelingende Praxisbeispiele entdeckt werden – Kitas können so gut voneinander lernen. Trotz dieser Erfolge sind aber weitere Anstrengungen von Eltern- und Kita-Seite nötig“, so der Greifswalder Forscher. „Wichtig ist jetzt, die gewonnenen Ergebnisse für die Schule nutzbar zu machen. Hierzu arbeiten wir bereits mit den Landkreisen Vorpommern-Greifswald und Nordwestmecklenburg zusammen. Diese gute Kooperation soll im nächsten Schritt auf das ganze Bundesland ausgeweitet werden. Ziel ist es, die Wirksamkeit der KiföG-Förderung auf die Verbesserung der schulischen Leistungen zu untersuchen.“


Medizin am Abend DirektKontakt

Universitätsmedizin Greifswald
Institut für Community Medicine
Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health
Leiter: Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann, MPH
Ellernholzstraße 1-2, 17487 Greifswald
T +49 3834 86-7751
E wolfgang.hoffmann@uni-greifswald.de
http://www.medizin.uni-greifswald.de
http://www.facebook.com/UnimedizinGreifswald
Constanze Steinke Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
 

Einladung zur Studie: Traumatische Kindheitserlebnisse von Müttern

Medizin am Abend Fazit:  Wie kann man Mütter mit traumatischen Kindheitserlebnissen am besten unterstützen?

Gute Mutter-Kind-Beziehung verlangt Müttern mit Gewalterfahrungen mehr ab als unbelasteten Frauen / Neue Studie des Zentrums für Psychosoziale Medizin Heidelberg vergleicht zwei Konzepte zur psychischen Entlastung betroffener Mütter / Studienteilnehmerinnen gesucht 
 
Wie gehe ich mit meinem Kind richtig und vor allem liebevoll um? Diese Frage ist für Mütter, die in ihrer eigenen Kindheit oder Jugend Gewalt erfahren haben, nicht selbstverständlich aus dem Bauch heraus zu beantworten und kann ziemlich anstrengen, wie aktuelle Ergebnisse aus der Universitätsklinik für Allgemeine Psychiatrie Heidelberg zeigen. „Um es den betroffene Müttern etwas leichter zu machen, wollen wir nun im Rahmen einer neuen Studie spezielle Unterstützungsprogramme mit konkreten Tipps und Hilfe zur Selbsthilfe anbieten und prüfen“, sagt Professor Dr. Sabine Herpertz, Ärztliche Direktorin der Universitätsklinik für Allgemeine Psychiatrie. Interessierte Mütter, die in ihrer Kindheit oder Jugend Gewalt erfahren mussten und nun ein Kind im Grundschulalter haben, können sich ab sofort anmelden.

Traumatische Erlebnisse in der Kindheit oder Jugend können sich nicht nur auf die eigene seelische Gesundheit, sondern auch auf die Beziehung zum Nachwuchs auswirken, wie internationale Studien der letzten Jahre sowie Erfahrungsberichte von Klinikern zeigten. Warum? Eltern nehmen kindliche Signale wie Gesten, Mimik und Laute wahr, interpretieren sie intuitiv und können so auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen. Müttern, die in ihrer eigenen Kindheit Missbrauch, Misshandlungen oder Vernachlässigung erlebt haben, fällt dies häufig schwerer als unbelasteten Eltern.

Druck nehmen und zu mehr Sicherheit im täglichen Umgang mit dem Kind verhelfen

„Psychisch gesunde Frauen mit Gewalterfahrungen in der eigenen Kindheit unterscheiden sich in ihrer Empfänglichkeit für die Signale ihrer Kinder zunächst einmal kaum von Müttern ohne belastende Erfahrungen. Sie können sich aber, das zeigen unsere Untersuchungen, weniger auf ihre Intuition verlassen“, so die Psychiaterin. „Die Deutung der kindlichen Signale fordert ihnen viel Aufmerksamkeit ab.“ Das zeigten Messungen mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT): Bei den Frauen sind die Gehirnregionen, die wichtig sind, um sich bewusst in andere Menschen hineinzuversetzen, stärker ausgeprägt als bei unbelasteten Müttern. In diesen Bereichen muss ihr Gehirn mehr Arbeit leisten.

Dazu kommt, dass viele Mütter, die in ihrer Kindheit Gewalt erlebt haben, das eigene Verhalten ständig kritisch hinterfragen. Schließlich möchten sie mit den eigenen Kindern anders umgehen und diesen eine schöne Kindheit bereiten – eben alles richtig machen. „Die Frauen stehen unter enormem Druck im täglichen Umgang mit dem Kind. Hier benötigen wir dringend Unterstützungsangebote, damit die belastenden Lebenserfahrungen der Mütter nicht in anderer Form auf die Kinder übertragen werden“, so Herpertz. Dabei gehe es darum, den Müttern Sicherheit im täglichen Umgang mit ihrem Kind zu vermitteln und sie zu entlasten. Bewährt haben sich ein spezielles Interaktionstraining sowie Methoden der Stressbewältigung. Die Wirksamkeit dieser beiden Konzepte soll nun im Rahmen der neuen Studie verglichen werden.

Wie belastende Kindheitserfahrungen das Eltern-Sein erschweren

Die Studie ist Teil des von Heidelberg aus koordinierten Verbundprojekts „Von Generation zu Generation: Den Kreislauf der Misshandlung verstehen und durchbrechen (Understanding and Breaking the Intergenerational Cycle of Abuse, UBICA)“. Koordinator ist Professor Romuald Brunner, Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Heidelberg. Ziel ist es, langfristige Auswirkungen belastender Kindheitserfahrungen besser zu verstehen – insbesondere in Hinblick auf die Elternrolle der Betroffenen – und Strategien zur Bewältigung und Prävention zu entwickeln, Eltern sinnvoll zu unterstützen und Kinder besser zu schützen. Das multizentrische Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt zwei Millionen Euro gefördert.


Kontakt und Anmeldung zur Studie:

E-Mail: info.ubica@med.uni-heidelberg.de
Tel.: 06221 56-34438 (Bitte hinterlassen Sie Namen und Telefonnummer auf unserem Anrufbeantworter, wir rufen Sie zurück)
Julia Bird Universitätsklinikum Heidelberg


Medizin am Abend DirektKontakt

Professor Dr. Sabine Herpertz
Ärztliche Direktorin der Universitätsklinik für Allgemeine Psychiatrie Heidelberg
Tel.: 06221 56-22751
E-Mail: sabine.herpertz@med.uni-heidelberg.de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Beteiligte:
http://www.ubica.de/ Homepage des Forschungsverbundes

https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/UBICA.130356.0.html Über das Forschungsprojekt in Heidelberg

https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Klinik-fuer-Allgemeine-Psychiatrie.8791.0... Universitätsklinik für Allgemeine Psychiatrie Heidelberg

Neue Erkenntnisse zum Keuchhustenerreger - Bordetella pertussis

Medizin am Abend Fazit: 

 

Seit 2010 ist der Erreger des Keuchhustens weltweit wieder auf dem Vormarsch. Forscher vom Biozentrum der Universität Basel haben nun die Struktur und Funktionsweise eines wichtigen Membranproteins des Keuchhustenerregers untersucht. Dabei entdeckten sie, dass dessen Struktur anders ist als lange Zeit angenommen. Ihre in «Nature Communications» veröffentlichten Erkenntnisse liefern die Grundlage zur Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten von Keuchhusten. 

 
Zahlreiche winzige Proteinporen sitzen in der äusseren Membran des Keuchhustenerregers Bordetella pertussis. Durch diese Poren sondert der Erreger Proteine ab, mit denen er sich an die Schleimhäute der Atemwege anheftet und widerstandsfähige Biofilme bildet. 

Um zu verstehen, wie diese Membranproteine ihr Substrat befördern, haben sich die Strukturbiologen Prof. Timm Maier und Prof. Sebastian Hiller vom Biozentrum der Universität Basel eine dieser Poren genauer angeschaut.

Struktur des Membranproteins anders als vermutet

Membranen sind Barrieren im Kleinformat. Sie schirmen die Zelle von der Aussenwelt ab und schützen sie so. Dennoch können bestimmte Moleküle diese Barriere an speziell für sie eingerichteten Übergängen nach innen und nach aussen passieren. So einen Grenzposten stellt das Membranprotein FhaC im Keuchhustenkeim dar.

Es sitzt in der äusseren Hülle der Doppelmembran und schleust ein Protein – das Adhäsin FHA – durch die Membran aus der Zelle hinaus. Dieses Protein ermöglicht es dem Bakterium sich anzuheften und spielt daher eine wichtige Rolle in der Keuchhusteninfektion.

Bereits im Jahr 2007 wurde die Struktur sowie die Funktionsweise von FhaC in der Fachzeitschrift «Science» publiziert. Die damaligen Ergebnisse mussten nun teilweise revidiert werden. «Aufgrund unserer Daten kommen wir zu dem Schluss, dass die zuvor postulierte Struktur und Funktionsweise des FhaC-Proteins fehlerhaft war», sagt Maier. Gemeinsam mit den Autoren der damaligen Studie konnten die Forscher vom Biozentrum die Ergebnisse nun korrigieren.

«Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass das FhaC-Protein entgegen der früheren Annahme die gleiche Architektur besitzt, wie solche Proteine, die neue Membranproteine einbauen», erklärt Maier. Die Strukturanalyse gab aber noch weitere Details preis. So verschliesst ein schraubenförmiger Proteinabschnitt die Pore wie ein Pfropfen. Wenn nun Adhäsin an das Membranprotein FhaC andockt, dann löst sich der Pfropfen und es gelangt durch die Pore nach aussen.

Grundlage für neue Therapien bei Keuchhusten

Keuchhusten ist in der Schweiz eine gut kontrollierte Erkrankung. Dennoch steigt die Zahl der Krankheitsfälle seit 2010 wieder an. Neue Therapieansätze sind deshalb gefragt. «Mit gezielten Hemmstoffen liesse sich die Funktion des FhaC-Proteins erheblich beeinträchtigen und so letztlich das Anheften der Keime an die Wirtszellen verhindern», erklärt Maier. «Der Vorteil liegt auf der Hand: Man kann auf Antibiotika verzichten und so Resistenzen vermeiden.» Die Strukturbiologen wollen dafür auch zukünftig weitere Grundlagen liefern. Sie möchten herausfinden, welche Rolle die einzelnen Proteinbestandteile beim Transport des Substrates spielen.

Originalbeitrag
Timm Maier, Bernard Clantin, Fabian Gruss, Frédérique Dewitte, Anne-Sophie Delattre, Françoise Jacob-Dubuisson, Sebastian Hiller & Vincent Villeret
Conserved Omp85 lid-lock structure and substrate recognition in FhaC
Nature Communications; published online 10 June 2015, doi: 10.1038/ncomms8452


Medizin am Abend DirektKontakt

Katrin Bühler Universität Basel

Petersgraben 35, Postfach
4001 Basel
Schweiz
Basel-Stadt


Reto Caluori
Telefon: 0041 61 267 24 95
Fax: 0041 61 267 30 13
E-Mail-Adresse: reto.caluori@unibas.ch


lic. phil. Christoph Dieffenbacher
Telefon: 0041 61 267 30 15
Fax: 0041 61 267 30 13
E-Mail-Adresse: ch.dieffenbacher@unibas.ch


Olivia Poisson
Telefon: 0041 61 267 24 25
E-Mail-Adresse: olivia.poisson@unibas.ch



Weitere Informationen für international Medizin am Abend Beteiligte:https://www.unibas.ch/de.html