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Prostatakrebs: Radiotherapie des Prostatakarzinom

Medizin am Abend Berlin:    Mit der Strahlendosis steigen die Überlebenschancen

Eine Intensivierung der Strahlentherapie verbessert bei Patienten mit Prostatakarzinom die Chancen, die Krebserkrankung langfristig zu überleben. Dies zeigen die Auswertungen eines großen US-amerikanischen Krebsregisters. Die größten Vorteile einer Dosissteigerung hatten dort Patienten mit den aggressiven Tumoren. Bei Patienten mit wenig aggressiven Tumoren war eine konventionelle Strahlendosis ausreichend. Wenn bei älteren Patienten mit langsamerem Wachstum des Krebs eine Therapie notwendig ist, sollte eine schonende Behandlung wie die Strahlentherapie bevorzugt werden, kommentiert die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO).

  • Prostatakrebs ist mit 64 500 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung und die dritthäufigste Krebstodesursache bei Männern. 

Die Strahlentherapie wird beim Prostatakrebs seit langem als Alternative zur Operation angeboten. Im Frühstadium wird in der Regel eine externe Radiotherapie durchgeführt. Moderne Bestrahlungsgeräte umkreisen dabei den Patienten. Die Strahlen treffen aus verschiedenen Richtungen auf den Tumor, indem die Strahlendosis wie mit einer Lupe fokussiert wird. „Dies schont das umgebende Gewebe und vermeidet eine Inkontinenz. Bei der Strahlentherapie bleiben gesunde Abschnitte der Prostata erhalten“, erläutert Professor Dr. med. Thomas Wiegel, Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Ulm und Sprecher der Organgruppe Prostata der DEGRO.

Die gute Verträglichkeit der Radiotherapie und technische Fortschritte der Bestrahlungsgeräte haben es in den letzten Jahren ermöglicht, die Strahlendosis immer weiter zu erhöhen. Professor Wiegel: „Früher waren 70 Gray das Limit, heute können auch bis 80 Gray sicher verabreicht werden.“ Ob diese Intensivierung die Überlebenschancen der Patienten steigert, wusste man bislang nicht verlässlich. Durch das meist langsame Wachsen des Prostatakarzinoms mussten erst einige Jahre vergehen.

Eine Auswertung von Daten aus dem National Cancer Database, einem der weltweit größten Patientenregister, zeigt nun, wie effektiv die Erhöhung der Strahlendosis tatsächlich ist. Anusha Kalbasi von der Universität von Pennsylvania in Philadelphia konnte die Daten von mehr als 42 000 Patienten auswerten, die zwischen 2004 und 2006 in den USA eine externe Strahlentherapie erhalten hatten.

  • Die Ergebnisse zeigen, dass die Dosis-Eskalation vor allem Patienten mit aggressiven Tumoren nutzt. 

Professor Wiegel: „Das Sterberisiko beim Prostatakrebs teilen Mediziner in ein niedriges, mittleres oder hohes Risiko ein.

  • Es hängt von der Größe des Tumors, der Konzentration des prostataspezifischen Antigens im Blut sowie feingeweblichen Merkmalen des Tumors ab.“ 

Kalbasi und Kollegen fanden nun heraus, dass die Vorteile der Dosis-Eskalation auf Tumore mit mittlerem oder hohem Risiko beschränkt waren.

In der Hochrisiko-Gruppe lebten sieben Jahre nach der Behandlung noch 74 Prozent der Männer, wenn sie eine Hochdosis-Therapie erhalten hatten, in der Gruppe mit mittlerem Risiko konnte die 7-Jahres-Überlebensrate von 78 auf 82 Prozent verbessert werden. In der mit niedrigem Risiko war hingegen kein Unterschied erkennbar. Hier überlebten in beiden Gruppen 86 Prozent mindestens sieben Jahre.

  • Die Wirkung der Strahlentherapie stieg mit der Dosis. Jede Steigerung um 2 Gray verbesserte die Überlebenschancen der Patienten um 1,5 Prozentpunkte. 

 DEGRO-Pressesprecher Professor Dr. med. Frederik Wenz, Direktor am Universitätsklinikum Mannheim, erklärt: „Die Verbesserung der Überlebenschance für Patienten mit mittlerem und hohem Risiko durch eine Dosis-Eskalation ist überzeugend. Der fehlende Nutzen bei Tumoren mit niedrigem Risiko ist aber ein Zeichen dafür, dass bei diesen Patienten die Notwendigkeit einer aggressiven Therapie überdacht werden sollte.Dies gelte speziell bei älteren Patienten, ergänzt Professor Wenz, wobei aus Sicht der DEGRO die Strahlentherapie eine wenig belastende Option ist. Der DEGRO-Pressesprecher betont: „Bei der Strahlentherapie können wir die Dosis und das Bestrahlungsvolumen individuell und personalisiert festlegen. Dies ist wichtig, um eine optimale Tumorkontrolle unter minimalen Nebenwirkungen zu erreichen.“

Literatur:
Kalbasi A, Li J, Berman A, Swisher-McClure S, Smaldone M, Uzzo RG, Small DS, Mitra N, Bekelman JE. Dose-Escalated Irradiation and Overall Survival in Men With Nonmetastatic Prostate Cancer. JAMA Oncology 2015; doi: 10.1001/jamaoncol.2015.2316. Abstract

Zur Strahlentherapie:
Die Strahlentherapie ist eine lokale, nicht-invasive, hochpräzise Behandlungsmethode mit hohen Sicherheitsstandards und regelmäßigen Qualitätskontrollen. Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomografie ermöglichen eine exakte Ortung des Krankheitsherdes, sodass die Radioonkologen die Strahlen dann zielgenau auf das zu bestrahlende Gewebe lenken können. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

Dagmar Arnold
Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e. V.
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-380
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Internet: http://www.degro.org
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Brustkrebsverdacht: Diffusionsgewichtete Magnetresonanz-Tomographie + Mammografie-Sceening

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Bild statt Biopsie bei Brustkrebsverdacht?

Jedes Jahr nehmen in Deutschland rund 2,8 Millionen Frauen am Mammografie-Screening teil. Bei etwa 35 000 von ihnen zeigt das Röntgenbild eine auffällige Veränderung, die Ärzte mit einer Gewebeentnahme abklären. Doch nur etwa die Hälfte dieser Frauen ist tatsächlich an Brustkrebs erkrankt. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg haben nun in Zusammenarbeit mit den Mammographie-Einheiten in Heidelberg und Mannheim erste Daten veröffentlicht, die darauf hindeuten, dass eine moderne diffusionsgewichtete Magnetresonanz-Tomographie den Betroffenen eventuell viele Kontrollbiopsien ersparen könnte. Die Dietmar Hopp-Stiftung fördert die Studie mit 300 000 Euro. 

 http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2015/bilder/boesartig.jpg
 Der auffällige Befund der Röntgen-Mammographie (links) bestätigt sich bei der kombinierten diffusionsgewichteten Brust-MRT (rechts): Das orangefarbene Signal lässt auf einen bösartigen Tumor schließen. Eine anschließende Gewebeuntersuchung bestätigte das MRT-Ergebnis. Quelle: DKFZ
 
  • Etwa jede zwanzigste Frau, die am Mammographie-Screening teilnimmt, muss damit rechnen, einen auffälligen Befund zu erhalten. Falls sich der Krebsverdacht bei weiteren Untersuchungen erhärtet, schlagen die Screeningärzte vor, eine Gewebeprobe (Biopsie) zu entnehmen. Das betrifft jährlich knapp 35 000 Frauen. 
„Doch nur bei rund 17 000 von ihnen findet sich dann auch tatsächlich ein bösartiger Tumor“, sagt Dr. Sebastian Bickelhaupt. Der Radiologe erforscht am Deutschen Krebsforschungszentrum die Möglichkeiten der modernen MRT-Bildgebung bei Brustkrebs. „Wir haben überlegt, ob wir mit neuesten Bildgebungsverfahren den Anteil an invasiven Gewebeuntersuchungen nicht reduzieren könnten.“

  • In der Mammographie, der Röntgenaufnahme der Brust, sieht man den Unterschied zwischen bösartig und gutartig verändertem Gewebe häufig nicht deutlich genug, um einen bösartigen Tumor mit ausreichender Sicherheit auszuschließen. Wenn auch weitere Untersuchungen wie etwa Ultraschall keine Klarheit bringen, muss eine invasive Biopsie erfolgen.

Speziell für diese Fragestellung optimierten die DKFZ-Radiologen die diffusionsgewichtete Magnetresonanz-Tomographie.

„Das besondere an einer diffusionsgewichteten MRT ist, dass man die Bewegung der Wassermoleküle im Gewebe sieht“, erklärt Professor Heinz-Peter Schlemmer, Leiter der Radiologie im DKFZ. „Da Tumoren die Bewegung der Moleküle stark einschränken, wollten wir nun prüfen, ob unsere optimierte Brust-MRT das Potential hat, verdächtige Befunde ohne Biopsie abzuklären.“

In enger Kooperation mit den niedergelassenen Kollegen der radiologischen Gemeinschaftspraxis der Heidelberger ATOS-Klinik um Dr. Wolfgang Lederer sowie dem Radiologiezentrum Mannheim um Dr. Heidi Daniel, in deren Praxen das Mammographie-Screening stattfindet, planten die DKFZ-Forscher daher eine Studie. Bei auffälligen Screening-Befunden werden die Frauen für die weiteren Untersuchungen und im Regelfall auch die Gewebeentnahmen ins Radiologiezentrum Mannheim geladen.

„Wir haben die Frauen gefragt, ob sie bereit wären, für unsere Studie vor der Gewebeentnahme eine optimierte Brust-MRT machen zu lassen“, erklärt Heidi Daniel. „Von der hohen Teilnahmebereitschaft waren wir überrascht, ohne sie wäre die Studie zu diesem Zeitpunkt noch nicht so fortgeschritten. Daher gilt unser Dank auch den vielen Teilnehmerinnen“, schließt sich Wolfgang Lederer an.

Anschließend verglichen die DKFZ-Radiologen die MRT-Bilder mit den Biopsie-Ergebnissen. „Wir waren bereits nach den ersten 50 untersuchten Frauen begeistert: Durch die zusätzliche optimierte Brust-MRT konnten wir über 90 Prozent der auffälligen Befunde richtig klassifizieren. Das ist gegenüber der Rate von 50 Prozent, wie sie mit der Mammografie und anschließendem Ultraschall erreicht wird, eine enorme Steigerung“, sagt Sebastian Bickelhaupt.

Das Mammografie-Screening nun durch eine Brust-MRT-Screening zu ersetzen, hält Schlemmer nicht für den richtigen Weg: „Die Stärke der Studie liegt in der Nutzung der MRT als zusätzliche Abklärungsmaßnahme.“

  • Die Röntgen-Mammografie entdeckt im Gegensatz zur MRT auch feinste Mikroverkalkungen, die auf nicht-invasiven Brustkrebs (DCIS) hinweisen.

Um verdächtige Befunde abzuklären, ist die optimierte Brust-MRT nach Schlemmers Meinung gut geeignet. Eine Biopsie wäre nur noch dann erforderlich, wenn die MRT einen positiven Befund sehr wahrscheinlich macht.

Die Wissenschaftler hatten für ihre Studie die diffusionsgewichtete MR-Mammographie weiterentwickelt und speziell für die Fragestellung optimiert. Dazu haben sie in Kooperation mit Kollegen aus dem DKFZ ein Qualitätsmanagement-System zur Standardisierung und Qualitätssicherung der Brust-MRT etabliert, das mit allen gängigen MR-Geräten funktioniert.

„Wir danken sehr der Dietmar Hopp-Stiftung, die unsere Studie durch ihre großzügige Unterstützung erst ermöglicht hat“, ergänzt Heinz-Peter Schlemmer. „Wenn sich die Ergebnisse im weiteren Verlauf bestätigen, sind wir auf einem guten Weg, die enorme emotionale Belastung der Frauen mit unklaren Befunden im Mammographie-Screening zu reduzieren.“

Die Wissenschaftler veröffentlichten ihr vielversprechendes Zwischenergebnis jetzt in der amerikanischen Zeitschrift Radiology. „Wir gehen davon aus, dass wir bis Oktober die vorgesehenen 250 Frauen untersuchen können und hoffen natürlich, dass sich unsere bisherigen Ergebnisse bestätigen“, sagt Sebastian Bickelhaupt.

Bis es soweit ist, dass allein auf Grundlage der MRT auf Biopsien verzichtet werden kann, und die Kosten der diffusionsgewichteten Brust-MRT von den Kassen übernommen werden, sind anschließend noch deutlich größere Studien erforderlich.

  • Die DKFZ-Radiologen wollen nun auch bei anderen Tumorarten untersuchen, wie sich die diffusionsgewichtete Magnetresonanz-Tomographie zur Abklärung verdächtiger Befunde und zur Verlaufskontrolle eignet.

Bickelhaupt, S; Laun, F; Tessdorf, J; Lederer, M; Daniel, H; Stieber, A; Delorme, S; Schlemmer, HP: Fast and Noninvasive Characterization of Suspicious Lesions Detected at Breast Cancer X-Ray Screening: Capability of Diffusion-weighted MR Imaging with MIPs1.
Radiology 2015, DOI: 10.1148/radiol.2015150425


Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

Dr. Stefanie Seltmann
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Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
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www.dkfz.de

Prognose durch Mammographie-Screening

Medizin am Abend Berlin Fazit:     Bessere Prognose durch Mammographie-Screening 

Rund 17.300 Karzinome wurden innerhalb eines Jahres im Mammographie-Screening-Programm entdeckt.

Rund 80 Prozent waren höchstens 20 Millimeter groß und ohne Lymphknotenbefall. 

Vor der Einführung des Screenings lag der Anteil des prognostisch günstigen Brustkrebses deutlich niedriger.

Nur 47 Prozent wies eine maximale Größe von 20 Millimetern auf. Nur 57 Prozent der Karzinome hatten noch nicht in die Lymphknoten gestreut. Das geht aus dem aktuellen Evaluationsbericht der Kooperationsgemeinschaft Mammographie für das Jahr 2012 hervor.

Teilnahmerate nach Bundesländern 20011-2012
 Teilnahmerate nach Bundesländern 20011-2012  KoopG


"Die aktuellen Ergebnisse belegen die hohe Qualität des deutschen Mammographie-Screening-Programms", betont Vanessa Kääb-Sanyal, kommissarische Geschäftsstellenleiterin der Kooperationsgemeinschaft Mammographie. "Wir finden Brustkrebs in einem frühen Stadium. Zugleich können wir die Belastung der Frauen so gering wie möglich halten." Von den rund 2,8 Millionen gescreenten Frauen im Berichtsjahr 2012 wurden knapp 5 Prozent noch einmal zu einer ergänzenden Untersuchung mit Abtasten, Ultraschall oder Mammographie wiedereinbestellt. "Diese Verdachtsbefunde müssen abgeklärt werden, um Karzinome möglichst nicht zu übersehen. In den meisten Fällen bestätigt sich der Brustkrebsverdacht nicht", sagt Kääb-Sanyal. Bei gut einem Prozent der untersuchten Frauen wurde eine Gewebeentnahme erforderlich. Durchschnittlich wurde bei 6 von 1000 untersuchten Frauen Brustkrebs entdeckt.

Bei rund 19 Prozent der im Screening aufgespürten bösartigen Gewebeveränderungen handelte es sich um Brustkrebsvorstufen, die duktalen In-situ-Karzinome. Diese Karzinome haben die Gewebegrenzen noch nicht durchbrochen, sie metastasieren nicht, können sich aber im Laufe der Zeit zu einem bedrohlichen Krebs entwickeln. "Es gibt derzeit keine Möglichkeit vorherzusagen, ob und wann dieser gefährliche Wachstumsprozess einsetzt und wie schnell er abläuft. Deshalb empfehlen die medizinischen Leitlinien für In-situ-Karzinome eine Behandlung", hält Kääb-Sanyal fest. Für einen Teil der Frauen bedeutet das eine "Übertherapie".
"Überdiagnosen oder Übertherapien sind leider nicht vermeidbar. Sie kommen bei jeder Krebsfrüherkennung vor", sagt Kääb-Sanyal. Doch sei die Therapie in diesen Fällen weniger belastend als bei Karzinomen im fortgeschrittenen Stadium. "Frauen benötigen keine Chemotherapie, die Brust kann häufig brusterhaltend operiert werden. Auch die Achselhöhlen müssen nicht von befallenen Lymphknoten befreit werden."

Das Mammographie-Screening ist die einzig als wirksam anerkannte Methode zur Brustkrebsfrüherkennung für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren. Im Vergleich zu anderen Krebsfrüherkennungsmaßnahmen ist die Teilnahmerate im Mammographie-Screening hoch. Etwa jede zweite Frau zwischen 50 und 69 Jahren lässt sich seit dem flächendeckenden Angebot 2009 in einer der spezialisierten Screening-Praxen untersuchen.

  • Am höchsten ist die Akzeptanz in Sachsen mit rund 65 Prozent. 
  • Am wenigsten Frauen nehmen in Bayern teil (rund 50 Prozent).

Hintergrund: 

Krebs in Deutschland | Brustkrebsneuerkrankungen
Jährlich erkrankten über 70.000 Frauen in Deutschland neu an Brustkrebs (Robert Koch-Institut 2013); rund 17.500 Frauen sterben jedes Jahr daran. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.
Kooperationsgemeinschaft Mammographie
2002 beschließt der Deutsche Bundestag parteiübergreifend, das Mammographie-Screening-Programm in Deutschland einzuführen. Im August 2003 wird in gemeinsamer Trägerschaft von den gesetzlichen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) die Kooperationsgemeinschaft Mammographie gegründet. Ihre Aufgabe ist die Koordination, Qualitätssicherung und Evaluation des Mammographie-Screening-Programms. Im Jahr 2005 gehen die ersten Screening-Einheiten an den Start. Seit 2009 ist das Programm in Deutschland flächendeckend umgesetzt. Heute wird das Mammographie-Screening von 95 Screening-Einheiten an rund 400 Standorten angeboten.

Die Evaluations- und Qualitätsberichte der Kooperationsgemeinschaft sind veröffentlicht unter

http://newsroom.mammo-programm.de


Frauen können sich informieren unter www.mammo-programm.de


Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

 
Kooperationsgemeinschaft Mammographie

Corinna Heinrich

Telefon: 030/319985130

E-Mail: cheinrich@koop-mammo.de

Vollstationären Krankenhauspatienten im Jahr 2014

Medizin am Abend Berlin Fazit:   38 % der vollstationären Krankenhauspatienten wurden im Jahr 2014 operiert

  • Von den 18,5 Millionen stationär im Krankenhaus behandelten Patientinnen und Patienten wurde im Jahr 2014 bei 38 % (7,0 Millionen) eine Operation durchgeführt. 

Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Anteil nicht verändert.

Medizin am Abend Berlin zum Fachlink:

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, war gut die Hälfte der Behandelten, die sich 2014 während ihres Krankenhausaufenthaltes einem chirurgischen Eingriff unterziehen mussten, 60 Jahre und älter. 

Zu den häufigsten Operationen in der Altersgruppe 60+ zählten sogenannte "andere Operationen am Darm", zum Beispiel das Lösen von Verwachsungen oder die Aufdehnung von Darmabschnitten, endoskopische Operationen an den Gallengängen und die Implantation einer Endoprothese am Hüftgelenk. 

  • Arthroskopische Operationen am Gelenkknorpel und an den Menisken spielten vor allem bei den 45- bis 59-Jährigen eine große Rolle.

Auf den weiteren Rängen folgten bei den Frauen in diesem Alter sogenannte "andere Operationen am Darm" und bei den Männern die Wiederbefestigung und Plastik am Kapselbandapparat des Schultergelenkes mittels Arthroskop.

  • Bei Frauen zwischen 15 bis 44 Jahre waren Operationen, die im Zusammenhang mit Entbindungen stehen, am häufigsten. 

Bei Männern dieser Altersgruppe wurden in erster Linie operative Eingriffe an der unteren Nasenmuschel sowie arthroskopische Operationen am Gelenkknorpel und an den Menisken vorgenommen.

Bei Kindern bis 14 Jahre gehörten das Einschneiden des Trommelfells zur Eröffnung der Paukenhöhle sowie die Entfernung der Rachenmandeln zu den häufigsten Operationen.



Medizin am Abend Berlin DirektKontakt 

Sabine Nemitz, Telefon: (0611) 75-8133, www.destatis.de/kontakt
Statistisches Bundesamt

E-Mail: presse@destatis.de 

Nierenzellkarzinom: Leitlinie zum Nierenkrebs erschienen

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Evidenzbasierte Empfehlungen für Diagnose und Therapie

Das Leitlinienprogramm Onkologie hat im September 2015 erstmals eine S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Nierenzellkarzinoms vorgelegt. Die Leitlinie entstand unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO); sie soll einheitliche medizinische Standards für die Diagnose, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms in Abhängigkeit von Histologie und Tumorstadium schaffen. 
 
Der Nierenzellkrebs ist eine Erkrankung älterer Menschen, das mittlere Erkrankungsalter beträgt 68 Jahre für Männer und 71 Jahre für Frauen. Die Zahl der Neuerkrankungen wird auf 15.000 Menschen jährlich geschätzt.

  • Meistens wird der Tumor als Zufallsbefund bei einer Routineuntersuchung z. B. durch Ultraschall oder Computertomographie diagnostiziert. Der Verlauf einer Nierenkrebserkrankung und die Heilungschancen hängen sehr davon ab, in welchem Stadium der Tumor entdeckt wird. Eine Operation mit heilender Absicht ist in der Regel nur erfolgversprechend, solange der Tumor auf die Niere beschränkt ist. Hat der Tumor bereits umgebendes Gewebe und Lymphknoten befallen oder gar Tochtergeschwulste in anderen Organen gebildet, treten andere Behandlungsmaßnahmen in den Vordergrund.

Die Behandlung des Nierenzellkarzinoms hat sich in den letzten Jahren substanziell verändert, sowohl im operativen Bereich als auch in der medikamentösen Tumortherapie – vor allem die Verfügbarkeit zielgerichteter Medikamente führte zu einer Verbesserung des Überlebens beim metastasierten Nierenkarzinom. „Bei der Wahl der geeigneten Therapie sind Tumorstadium, Tumorhistologie, und Risikoprofil des Patienten entscheidend. Das berücksichtigt die neue Leitlinie“, erklärt Prof. Dr. Christian Doehn vom Urologikum in Lübeck, Koordinator der neuen Leitlinie. „Bislang existierten für die Diagnose, die Behandlung und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms lediglich einzelne Expertenempfehlungen, jetzt liegt eine von den Fachgesellschaften getragene Leitlinie vor, darüber freuen wir uns sehr“, ergänzt Prof. Dr. Susanne Krege, Urologin am Klinikum Essen Mitte und ebenfalls Koordinatorin der Leitlinie. Prof. Dr. Lothar Bergmann, internistischer Onkologe am Universitätsklinikum Frankfurt und Vertreter der DGHO in der Leitliniengruppe, betont die Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit in der Therapie des Nierenzellkarzinoms, gerade auch angesichts der zunehmend komplexer werdenden medikamentösen Therapieoptionen mit unterschiedlichen Wirkungs- und Nebenwirkungsprofilen.

Die neue Leitlinie enthält außerdem Qualitätsindikatoren, die mit einer standardisierten Methodik abgeleitet wurden und im Rahmen der Zertifizierung von Krebszentren zur Qualitätssicherung bei der Behandlung von Nierenzellkarzinomen genutzt werden können. Eine Patientenleitlinie, die die neue ärztliche Leitlinie in eine laienverständliche Sprache übersetzt, wird derzeit erstellt.

Das Leitlinienprogramm Onkologie (OL)

Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer und Patienten zur angemessenen Vorgehensweise bei speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008 gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen. Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm mehr als 15 S3-Leitlinien, die zu einem großen Teil auch als laienverständliche Patientenleitlinien vorliegen. Mehr unter www.leitlinienprogramm-onkologie.de.

Für den direkten Zugang zur neuen S3-Leitlinie zum Nierenzellkarzinom nutzen Sie bitte folgenden Link: 

http://leitlinienprogramm-onkologie.de/Nierenzellkarzinom.85.0.html


Die Deutsche Gesellschaft für Urologie(DGU)

Mit rund 5.700 Mitgliedern ist die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) die größte Vertretung deutscher Fachärztinnen und Fachärzte für Urologie. Als medizinische Fachgesellschaft fördert die DGU Wissenschaft, Forschung, Innovation, Fort- und Weiterbildung in der Urologie. Damit schafft sie die Voraussetzungen für eine flächendeckende hochqualifizierte Versorgung urologischer Patientinnen und Patienten in Deutschland. Mehr unter www.dgu.de

Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO)

Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. ist eine Vereinigung von mehr als 3.000 Wissenschaftlern und Ärzten, die auf die Erforschung, Diagnose und Behandlung von Blutkrankheiten und bösartigen soliden Tumoren spezialisiert sind. Die DGHO fördert den wissenschaftlichen Austausch auf diesem Gebiet durch nationale und internationale Kongresse und regt Forschungskooperationen an. Mehr unter www.dgho.de

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt 

Deutschen Krebsgesellschaft e.V.
Dr. Katrin Mugele
Tel.: 030 322932960
mugele@krebsgesellschaft.de

Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V.
Bettina-Cathrin Wahlers
Tel.: 040 79140560
redaktion@bettina-wahlers.de

Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V.
Michael Oldenburg
Tel.: 030 27876089-0
oldenburg@dgho.de

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte:
http://leitlinienprogramm-onkologie.de/Nierenzellkarzinom.85.0.html

http://www.dgu.de

http://www.dgho.de

Zuckerkranke: Diabetischen Neuropathie

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Starke Nerven für die Füße: Fußgymnastik-Video für Diabetiker jetzt online

Unsere Füße tragen uns durchs Leben - Tag für Tag. Doch schenken wir ihnen nur wenig Beachtung. Zumindest, solange sie keine Beschwerden verursachen. "Ein Verhalten, das für Menschen mit Diabetes gravierende Konsequenzen haben kann. Insbesondere dann, wenn die Empfindsamkeit ihrer Füße bereits durch eine diabetische Neuropathie beeinträchtigt ist", weiß die Podologin Annett Ullrich. Verletzungen, kleine wie große, werden dann nicht mehr rechtzeitig wahrgenommen.

  • Gleichzeitig fördert diese diabetesbedingte Nervenschädigung Fehlstellungen und Fehlbelastungen der Füße. All dies kann zu Komplikationen wie einem diabetischen Fußsyndrom beitragen. 
Um dem entgegenzuwirken, ist es daher für Betroffene besonders wichtig, ihre Füße gut zu pflegen. Dazu kann auch regelmäßige Fußgymnastik beitragen. Sie fördert die Durchblutung, kräftigt die Muskulatur, stärkt die Standsicherheit und schützt vor Fehlbelastungen. "Hierfür geeignete Übungen lassen sich ohne viel Aufwand in den Alltag integrieren", erläutert Diabetesberaterin Vesela Topic. "Ich empfehle meinen Patienten beispielsweise, die Übungen abends auf der Couch beim Fernsehen durchzuführen."

Ein Video mit neun hilfreichen Fußgymnastik-Übungen ist jetzt online auf www.milgamma.de

  • Etwa jeder dritte Zuckerkranke ist von einer diabetischen Neuropathie betroffen. Diese Nervenschädigung entsteht in Folge des erhöhten Blutzuckers und macht sich meist zuerst an den Füßen durch Empfindungsstörungen bemerkbar. 

Wichtige Gegenmaßnahmen sind eine möglichst gute Blutzuckereinstellung, eine gesunde Lebensweise und die Vermeidung von Nikotin und Alkohol. In der Behandlung der Neuropathie hat sich außerdem der Wirkstoff Benfotiamin (z. B. milgamma® protekt, rezeptfrei in der Apotheke), eine gut verträgliche Vorstufe des Vitamin B1, als hilfreich erwiesen. Benfotiamin kann zum einen die Symptome der Neuropathie wie Kribbeln, Brennen, Taubheit oder Schmerzen in den Füßen lindern und gleichzeitig Nerven sowie Blutgefäße schützen. 


Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

Kerstin Imbery-Will

Tel.: 04183/774623

E-Mail: imbery-will@t-online.de 

Elterngeld - Mehr Väter (kurz) in Elternzeit

Medizin am Abend Berlin Fazit:   UDE: Untersuchung zum Elterngeld - Mehr Väter (kurz) in Elternzeit

Das Elterngeld wird weit überwiegend (75,1 Prozent) von Frauen in Anspruch genommen, aber immer mehr Männer beteiligen sich an der Betreuung der Kinder. So stieg ihr Anteil am Elterngeld von 17,7 Prozent beim Geburtsjahrgang 2008 auf inzwischen rund ein Viertel. Jeder dritte Vater geht dagegen in Elternzeit. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE), die jetzt im Informationsportal Sozialpolitik aktuell veröffentlicht wurde. 

 
Den insgesamt positiven Trend beobachtet die IAQ-Forscherin Jutta Schmitz sowohl in den alten als auch in den neuen Bundesländern: „Dabei nimmt der Männeranteil in Ostdeutschland stärker zu als im Westen“. Allerdings zeige diese Entwicklung noch keinen generellen Wandel in der familiären Rollenverteilung:

  • Die Väter beschränken sich überwiegend auf die so genannten Partnermonate. 

Mehr als 75 Prozent beanspruchen für höchstens zwei Monate Elterngeld; in Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen sind es sogar mehr als 80 Prozent. 

  • Während Frauen im Durchschnitt für 11,6 Monate Elterngeld bekommen, liegt die Bezugsdauer der Männer bei 3,1 Monaten.

„Von einem generellen Umdenken in der Gesellschaft kann daher nicht die Rede sein“, stellt Jutta Schmitz fest.

Neben traditionellen Rollenmustern gibt es dafür auch ökonomische Erklärungen:

  • Im Unterschied zu Müttern hängt bei den Vätern die Dauer des Leistungsbezugs davon ab, ob sie vor der Geburt des Kindes gearbeitet haben. Wer nicht erwerbstätig ist, beansprucht Elterngeld deutlich länger. Wer dagegen einen Job hat, fürchtet neben Einkommenseinbußen und Karrierenachteilen auch den Druck von Kollegen und Vorgesetzten. 

Ob die Neuregelungen des Elterngelds bzw. Elterngelds Plus, die seit dem 1.7.2015 in Kraft getreten sind, diese Bilanz verändern, ist noch nicht abzusehen.


Weitere Informationen:

http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelde...



Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

Jutta Schmitz
Tel. 0203/379-2254
jutta.schmitz@uni-due.de

Claudia Braczko
Tel. 0170/8761608
presse-iaq@uni-due.de

Katrin Koster Universität Duisburg-Essen

360° TOP- Einladung und Anmeldung für Seilsping-Projekt: http://www.skippinghearts.de

Medizin am Abend Berlin Fazit:    „Bewegungsdrang der Kinder muss mehr gefördert werden“

Herz-Vorsorge kann auch Spaß machen: das Seilspring-Projekt „Skipping Hearts“ (kostenfrei) für Grundschulen/Teilnahmeaufruf der Deutschen Herzstiftung zum Weltherztag (29.9.) 

 Seilspringen macht Schule: Die Mehrzahl der Kinder bewegt sich nach dem Basis-Seilspringkurs von „Skipping Hearts“ häufiger als früher, wie Untersuchungen gezeigt haben.
 Seilspringen macht Schule: Die Mehrzahl der Kinder bewegt sich nach dem Basis-Seilspringkurs von „Skipping Hearts“ häufiger als früher, wie Untersuchungen gezeigt haben. Foto: Robert Fuge/Deutsche Herzstiftung
 
Laufen, Springen, Ballspielen draußen auf dem Gelände, auf dem Spielplatz oder im Wald – was eigentlich dem natürlichen Bewegungsdrang von Kindern entspricht, ist heute nicht mehr selbstverständlich.

Viele Kinder spielen überwiegend am Computer oder schauen zu lange fern und werden so daran gehindert, sich ausreichend zu bewegen. Gesundheitsrisiken wie Übergewicht sind die Folge:

  • Nach einer Hochrechnung des Robert-Koch-Instituts (KiGGS, 2007) sind 1,9 Mio. Kinder und Jugendliche in Deutschland zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig.  

Übergewicht verursacht z. B. Schäden an Blutgefäßen, in deren Folge Bluthochdruck entstehen kann. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Kinder und Jugendliche sollten täglich mindestens eine Stunde bei moderater bis starker Intensität aktiv sein, d. h., dass das Herz schneller schlägt und man außer Atem gerät.

„Um einer Herz-Kreislauf-Erkrankung im Alter vorzubeugen, kann man nicht früh genug mit einem gesunden Lebensstil durch regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung beginnen. Besonders der Bewegungsdrang der Kinder muss in Deutschland mehr gefördert werden, um gravierenden Gesundheitsdefiziten gegenzusteuern“, fordert der Kardiologe Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Eltern, aber auch die Schulen und Kindertagesstätten sollten ihre Kinder konsequent und früh an einen gesunden Lebensstil heranführen.“ Die Deutsche Herzstiftung ruft Grundschulen deshalb zur kostenfreien Teilnahme am Seilspring-Projekt „Skipping Hearts“ auf.

Herz-Vorsorge, die Schulkindern Spaß macht

Um vor allem Kinder im Grundschulalter zu mehr Bewegung zu motivieren, hat die Deutsche Herzstiftung das Präventionsprojekt „Skipping Hearts – Seilspringen macht Schule“ (Anmeldung und Infos: www.skippinghearts.de) initiiert.

Aktuell wird „Skipping Hearts“ in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein durchgeführt und hat seit dem Projektstart im Jahr 2006 bis heute mit mehr als 8.300 Workshops und 1.800 Materialpaketen schätzungsweise über 400.000 Kinder erreicht. Dem Bewegungsdefizit bei Kindern wirkt das Bewegungsprogramm entgegen, indem die Herz-Vorsorge mit spielerischen Elementen von Sport verbunden wird.

Die sportliche Form des Seilspringens eignet sich zur Schulung und Verbesserung motorischer Grundfähigkeiten wie Ausdauer und Koordination. Durch die Teamarbeit wird die Integration körperlich, aber auch sozial schwächerer Kinder vorangetrieben. Die Erfolgserlebnisse beim Springen motivieren und erhöhen die Freude an der Bewegung. Das Projekt erfreut sich großer Beliebtheit und wurde in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München wissenschaftlich untersucht.


  • Anmeldung für „Skipping Hearts“:
  • Grundschulen in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Schleswig-Holstein können sich zur kostenfreien Teilnahme an dem Projekt anmelden unter www.skippinghearts.de

Statement von Prof. Dr. Alexander Lorz, Kultusminister, Hessisches Kultusministerium:

„Für die Entwicklung und Motivation unserer Kinder ist ausreichende Bewegung eine Grundvoraussetzung. Sportliche Aktivitäten verbessern die motorischen Fähigkeiten, bringen Vorteile beim Lernen und machen zudem noch Spaß. ,Skipping Hearts‘ ist ein Projekt, das unsere hessischen Schülerinnen und Schüler dabei unterstützt, spielerisch ihre Konzentration und Auffassungsgabe im Unterricht zu verbessern.“

Wirkt-Siegel von PHINEO: Das Präventionsprojekt „Skipping Hearts“ wurde 2015 mit dem Wirkt-Siegel des Analysehauses PHINEO, einem Spendensiegel für wirkungsvolles soziales Engagement, ausgezeichnet.

 Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Kardiologe und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
 Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Kardiologe und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
Angela Pfeiffer


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Behandlung von Mandelentzündungen (akut oder chronisch) Gaumenmandeln / Tonsillitis,

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Neue Leitlinie schafft mehr Klarheit

Jährlich wird in Deutschland über 100.000 Mal die Diagnose einer akuten oder chronischen Mandelentzündung gestellt. An der Behandlung sind nicht nur Hals-, Nasen-, Ohrenärzte, sondern vor allem auch Kinderärzte beteiligt. Beide Fachrichtungen haben in einer Expertengruppe an einer umfassenden Empfehlung für die Diagnostik und Therapie gearbeitet, die nun von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) veröffentlicht wurde. 
 
In der aktuell vorliegenden Langfassung der Leitlinie finden sich Empfehlungen und Statements, die allen praktizierenden Ärztinnen und Ärzten eine zielgerichtete Behandlung von Mandelentzündungen ermöglicht. So werden sowohl Abstrichuntersuchungen von den entzündeten Mandeln wie auch Antibiotikagaben nur unter klar definierten Voraussetzungen empfohlen, die nach einem speziellen Punktesystem bewertet werden.

  • Außerdem wird von unnötigen Blut- und Urinuntersuchungen abgeraten. 

  • Hierzu zählt insbesondere die Bestimmung des Antistreptolysin-Titers (ASL-Titer), der sich in diesem Zusammenhang als bedeutungslos erwiesen hat. Unabhängig von seiner Höhe ist der ASL-Titer in keinem Fall als Indikation für eine Mandelentfernung zu verwerten. 

  • Auch bei der infektiösen Mononukleose wird von einer Mandelentfernung als Standardtherapie abgeraten, die nur noch in Fällen von Luftnot gerechtfertigt ist. Bei dieser Virusinfektion entzünden sich die Mandeln akut und können so stark anschwellen, dass die Betroffenen eine Atemnot entwickeln.

Zur Behandlung einer akuten Mandelentzündung durch eine nachgewiesene Streptokokken-Infektion ist eine gezielte Antibiotikumtherapie – auch bei erneuten Infektionen – ausreichend. So wird empfohlen, bei weniger als drei Tonsillitiden in den vorausgegangenen zwölf Monaten von einer Mandelentfernung abzusehen.


Bei drei bis fünf Episoden wird die Mandelentfernung als mögliche Option betrachtet, wenn sich innerhalb der nächsten sechs Monate weitere Episoden ereignen sollten und die Zahl sechs erreicht wird.  

  • Erst ab sechs Mandelentzündungen im vorausgegangenen Jahr scheint die vollständige Mandelentfernung (Tonsillektomie) vorteilhaft zu sein. 

Als Nachteil des Eingriffs sind die postoperativen Schmerzen und das nicht unerhebliche Nachblutungsrisiko zu nennen, weswegen immer eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich ist. Dieses Statement wird durch die aktuelle Veröffentlichung der Cochrane Collaboration aus England gestützt, die sämtliche Studien zum Thema bewertete und auf die schlechte Datenlage zur Begründung von Mandelentfernung hinwies.

Weltweit äußert sich die nun erarbeitete und von der AWMF veröffentlichte nationale Leitlinie erstmals zum Nutzen der ungefährlicheren Teilentfernung der Mandeln (Tonsillotomie).

  • Entscheidend ist hierbei die Größe der Mandeln, die nach der sogenannten Brodsky-Skala beurteilt wird.

In Kooperation mit dem Deutschen Studienzentrum für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (Freiburg) ist nun eine Studie geplant, mit welcher die Deutsche HNO-Gesellschaft und der Berufsverband der HNO-Ärzte herausfinden wollen, ob Patienten eher von einer Operation oder von einer Antibiotikumtherapie profitieren. So soll die bestehende Datenlage verbessert werden.

Weitere Informationen finden Interessierte unter http://www.hno.org.

Die neue Leitlinie finden Sie hier: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/017-024.html



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360°TOP-AKTUELL: Prävention und Therapie von Netzhautkomplikationen bei Diabetes

Medizin am Abend Berlin Fazit:   NVL Prävention und Therapie von Netzhautkomplikationen bei Diabetes veröffentlicht

Ab heute steht die komplett überarbeitete "Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Prävention und Therapie von Netzhautkomplikationen bei Diabetes" zum kostenlosen Download zur Verfügung. 
 
  • Veränderungen der Netzhaut als Folge einer Diabetes-Erkrankungen können das Sehvermögen dauerhaft schädigen und schlimmstenfalls zur Erblindung führen. 

Ziel der NVL Prävention und Therapie von Netzhautkomplikationen bei Diabetes ist es, die Versorgung von Menschen mit Diabetes mit drohenden oder bereits existierenden Netzhautschäden zu verbessern.

Dazu soll unter anderem der Informationsfluss zwischen den an der Patientenversorgung beteiligten Ärzten – Hausärzte, Diabetologen und Augenärzte – optimiert werden, beispielsweise durch standardisierte Bögen zur Befundübermittlung. 

Zudem soll das Bewusstsein von Menschen mit Diabetes für das Risiko von Netzhautveränderungen geschärft und ihre Bereitschaft zur Teilnahme an regelmäßigen Untersuchungen der Augen erhöht werden.

Die 2. Auflage der NVL Prävention und Therapie von Netzhautkomplikationen bei Diabetes wurde zwischen November 2013 und September 2015 erstellt. An der Erstellung waren Vertreter von 7 Fachgesellschaften/Organisationen inklusive Patientenvertreter beteiligt.

Das Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien steht unter der Trägerschaft von Bundesärztekammer, Kassenärztlicher Bundesvereinigung und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Mit der Durchführung wurde das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin beauftragt. Zu ausgewählten Krankheitsbildern arbeiten Experten verschiedener Organisationen zusammen, um im Rahmen der strukturierten Versorgung chronisch kranker Menschen die angemessene und evidenzbasierte Patientenversorgung darzustellen.


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Weitere Informationen:
http://www.leitlinien.de/nvl/diabetes/netzhautkomplikationen - NVL Prävention und Therapie von Netzhautkomplikationen

360° TOP-Thema: Wie gesund sind Hochspannungsleitungen?

Medizin am Abend Berlin Fazit:       Wie gesund sind Hochspannungsleitungen?

Hochspannungsleitungen wirken sich auf den Hormonspiegel aus – allerdings jahreszeitlich schwankend. Ein internationales Team unter der Leitung von Prof. Dr. Hynek Burda von der Universität Duisburg-Essen (UDE) hat herausgefunden, dass Kälber, die elektromagnetischen Wechselfeldern ausgesetzt waren, im Winter weniger vom Schlafhormon Melatonin produzieren als im Sommer.
  • Melatonin entsteht nachts in der Zirbeldrüse des Gehirns. Über den Blutkreislauf gelangt es zu fast jeder Zelle des Körpers, wo es vielfältige Funktionen erfüllt. Es steuert die Tag- und Nachtrhythmik und stärkt das Immunsystem. 
Es soll auch vor Krankheiten schützen, etwa Krebs oder Alzheimer.

Studien legten einen Zusammenhang nahe zwischen der unterdrückten Melatoninproduktion und dem Auftreten von Kinderleukämie in der Nähe von Hochspannungsleitungen. Eindeutig nachweisbar war dies bislang jedoch nicht: Mal waren die Melatonin-Konzentrationen bei Tieren, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen gehalten werden, erhöht, mal erniedrigt und manchmal blieben sie auch unbeeinflusst.

Dem ging nun ein internationales Team aus tschechischen, deutschen und belgischen Wissenschaftlern genauer nach. Ihre Ergebnisse wurden gerade in Scientific Reports veröffentlicht, einem Journal der renommierten Nature Gruppe. Sie untersuchten eine zentrale Voraussetzung der „Melatonin Hypotheseanhand des Speichels junger Rinderkälber. Studienleiter Prof. Dr. Hynek Burda: „Wir haben uns deshalb für Kälber entschieden, weil Bauern bereits seit längerem darüber diskutieren, ob Hochspannungsleitungen die Gesundheit und den Ertrag ihres Milchviehs beeinflussen. Außerdem konnte unsere Arbeitsgruppe schon früher nachweisen, dass Rinder Magnetfelder wahrnehmen.“

  • Die Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass Kälbchen tatsächlich weniger Melatonin produzieren, wenn sie elektromagnetischen Magnetfeldern ausgesetzt sind. Interessanterweise aber nur im Winter, im Sommer verkehrt sich der Effekt sogar leicht ins Gegenteil. 

Burda: „Dieser saisonale Effekt des Magnetfeldeinflusses ist eine neue Erkenntnis, die die bisherigen Studien in einem neuen Licht erscheinen lässt. Er könnte auch erklären, weshalb es bislang so uneinheitliche Ergebnisse bei Wiederholungsexperimenten gab.“

  • Offensichtlich, so die Schlussfolgerung, haben magnetische Wechselfelder einen Einfluss auf die Gesundheit. 

Dieser ist jedoch deutlich komplexer als bisher angenommen. Der nun gezeigte saisonale Einfluss könnte sich als zentral für das Verständnis der Mechanismen erweisen, die der Wechselwirkung zwischen Magnetfeldern, vegetativer Physiologie und Gesundheit zugrunde liegen.

Artikel: Tereza Kolbabová, E. Pascal Malkemper, Luděk Bartoš, Jacques Vanderstraeten, Marek Turčáni, Hynek Burda (2015): Effect of exposure to extremely low frequency magnetic fields on melatonin levels in calves is seasonally dependent. Scientific Reports 5:14206.

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Prof. Dr. Hynek Burda
Tel. 0201/183-2453
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Dr. E. Pascal Malkemper
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pascal.malkemper@uni-due.de

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Empagliflozin: Medikament schützt auch vor Herz-Kreislauf-Tod und Übergewicht

Medizin am Abend Berlin Fazit:     Durchbruch in der Diabetes-Therapie

Der Blutzuckersenker Empagliflozin schützt Menschen mit einem Diabetes mellitus Typ 2 vor Komplikationen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, welche eine häufige Todesursache bei dieser Stoffwechselstörung sind. Zudem nehmen die Patienten ab und ihr Blutdruck sinkt. Dies zeigt jetzt eine klinische Studie, die nach Ansicht der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 maßgeblich verändern wird. Der Mehrfachschutz des Wirkstoffs ist bisher unerreicht und bringt den Patienten vielfach Vorteile. 
Medizin am Abend Berlin Fachhinweis - Link lautet:
 
  • In Deutschland erkranken etwa zwölf Prozent der Menschen an einem Typ 2-Diabetes, der auf einen Wirkungsverlust des Hormons Insulin zurückzuführen ist.

Zu den Folgen gehören neben Schäden an Augen, Nieren und Nerven auch eine beschleunigte Verkalkung der Blutgefäße, die Atherosklerose.

„Die Mehrzahl der Patienten mit Typ 2 Diabetes sterben frühzeitig an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall“, erläutert Professor Dr. med. Martin Hausberg, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL®. Bisher gelingt es selbst bei konsequenter Senkung des Blutzuckers bei Diabetes nicht, dies vollständig zu verhindern.

Die amerikanische Arzneimittel-Agentur FDA verlangt deshalb, alle neuen Diabetes-Medikamente im Rahmen des Zulassungsverfahrens darauf zu prüfen, dass sie hinsichtlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht schaden bzw. sicher sind. Eine dieser sogenannten Endpunkt- oder Outcome-Studien wurde jetzt auf der Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Stockholm vorgestellt:

 „Der 2014 zugelassene Wirkstoff Empagliflozin aus der neuen Wirkstoffklasse der SGLT2-Hemmer zeigt nicht nur Sicherheit, sondern senkt sogar die relative Rate an Herz-Kreislauf-Tod um 38 Prozent und auch die Gesamtsterblichkeit um 32 Prozent bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und bereits bestehender kardiovaskulärer Erkrankung“, erklärt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft aus Tübingen.

Die Schutzwirkung tritt bereits nach wenigen Monaten Therapie auf.

„Das Ausmaß der Protektion ist vergleichbar zu früheren Studien zur Cholesterinsenkung mit Statinen und zur Blutdrucksenkung mit ACE-Hemmern“, ergänzt Hausberg. Der Hypertonieexperte vermutet, dass der günstige Effekt mit dem multimodalen Wirkmechanismus von Empagliflozin zusammenhängt:

  • Blutdrucksenkung, Gewichtsreduktion, Senkung der Harnsäure, Verringerung des Bauchumfangs, auch eine gewisse entwässernde Wirkung. Davon profitierten auch Menschen mit einer Herzmuskelschwäche, einer bedrohlichen Komplikation bei Diabetes mellitus. Sie mussten zu 35 Prozent seltener im Krankenhaus behandelt werden, wenn sie Empagliflozin einnahmen.

Die DDG spricht deshalb von einem Durchbruch in der Therapie.

„Empagliflozin ist nach Metformin erst das zweite Diabetesmittel, für das eine Überlegenheit bezüglich kardiovaskulärer Endpunkte belegt werden konnte“, sagt Professor Dr. med. Jochen Seufert, Leiter der Abteilung Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Freiburg und Vorsitzender des Ausschusses Versorgungsforschung und Register der DDG.

Für Metformin wurde dies 1988 in der „UKPDS-Studie“ gezeigt. „Dies ist einer der Gründe, warum Metformin heute beim Typ 2-Diabetes das Mittel der ersten Wahl ist, mit dem die Therapie begonnen wird“, erläutert Seufert.

Der DDG-Experte weist darauf hin, dass Empagliflozin auch aus diabetologischer Sicht günstige Nebeneffekte hat: „Viele übergewichtige Patienten verlieren unter der Therapie einige Pfunde, während es unter der Behandlung mit anderen Medikamenten oder auch mit Insulin oft zur Gewichtszunahme kommt.“

Beide Fachgesellschaften messen den Ergebnissen große Bedeutung zu und gehen davon aus, dass die Studienergebnisse auch international die Leitlinien zur Behandlung des Typ 2-Diabetes beeinflussen werden.

  • Allerdings ist Empagliflozin im Gegensatz zu Metformin kein kostengünstiges Generikum. 

„Wir hoffen, dass die laufenden Preisverhandlungsverfahren im Rahmen des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes zu einer Einigung zwischen dem Hersteller und den Krankenkassen führen“, sagt DDG Präsident Gallwitz. „Das Mittel ist für viele Menschen mit Diabetes, die bereits unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, ein großer Gewinn.

Es wäre unverantwortlich, wenn wir unseren Patientinnen und Patienten aufgrund gesetzlicher Vorgaben und gescheiterter Preisverhandlungen Empagliflozin vorenthalten müssten“.



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Adipositas und Bluthochdruck - Sprech-und Singstimme

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Erwachsenenstudie: Adipositas und Bluthochdruck auf dem Vormarsch

Im Dezember 2014 begrüßte das Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen (LIFE) der Universität Leipzig seinen 10.000. Teilnehmer bei der Erwachsenenstudie und erreichte damit das vorgesehene Ziel. Danach begann die Datenauswertung. Am Donnerstag stellte das Projektteam unter Leitung von Prof. Markus Löffler ausgewählte Ergebnisse der Öffentlichkeit vor. 
 
Das Projekt ist eines der größten der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. "Die Resonanz und Teilnahmebereitschaft der Leipziger Bevölkerung war überwältigend", meint PD Dr. Kerstin Wirkner. Sie leitet die LIFE-ADULT-Studienambulanz.

Adipositas und Körperformen

Bereits in der Zwischenauswertung 2013 berichteten die Forscher, dass Adipositas und Bluthochdruck auf dem Vormarsch sind. Insbesondere mit höherem Alter wächst der Anteil an übergewichtigen Personen. Besorgnis erregend ist jedoch, dass dieser Trend zunehmend bei den jüngeren Altersgruppen zu finden ist. Bereits acht Prozent der unter 40-jährigen Studienteilnehmer weisen einen Body-Mass-Index (BMI) von über 30 auf.
Mit der 3D-Bodyscan-Technik wurde in LIFE eine neue Methode eingesetzt, um Körperformen und Fettverteilung zu erfassen. Die Wissenschaftler konnten an dem bisher größten derartigen Datensatz die Einteilung der Körperformen wesentlich verfeinern.

 "Insgesamt haben wir 17 verschiedene Körperformen ermitteln können", erklärt Dr. Henry Löffler-Wirth, der die Daten des Bodyscanners ausgewertet hat.

"Allein für Menschen mit Präadipositas und Adipositas haben wir acht verschiedene Körperformen gefunden. Es reicht also nicht aus, die Menschen nur nach Apfel- und Birnenform zu unterscheiden". Die Forscher hoffen, mit dieser verfeinerten Einteilung Frühzeichen bestimmter Erkrankungen zu finden und Risikofaktoren für Erkrankungen besser abschätzen zu können.

Stoffwechsel und Gene

Ein wichtiges Ziel des LIFE-Forschungszentrums besteht in der Aufklärung genetischer Mechanismen, die zu Krankheiten führen können. In einem sehr aufwändigen Analysegang von Labormedizinern und genetischen Statistikern wurden sechs neue genetische Varianten entdeckt, die mit Veränderungen des Energiestoffwechsels im Zusammenhang stehen. Darüber hinaus gelang es nachzuweisen, dass die Stoffwechselveränderungen durch veränderte Aktivität der Gene ausgelöst werden. "Dies eröffnet perspektivisch Therapieansätze zur Behandlung von stoffwechselassoziierten Erkrankungen wie Übergewicht, Diabetes oder Herzerkrankungen", sagt Markus Scholz, Professor für genetische Statistik. Die Ergebnisse wurden gerade in der renommierten Fachzeitschrift PLOS Genetics publiziert.

Essverhalten

Erstmals überhaupt wurde in einem so großem Rahmen wie der LIFE-Studie das Essverhalten der Teilnehmer untersucht. Die Auswertung der Daten zeigt, dass bei sechs Prozent der Probanden das Essverhaltens stark gestört ist.

  • Dies äußert sich beispielsweise in vermehrtem Essen bei Angst, Anspannung oder in Gesellschaft. 

Über 28 Prozent der Probanden kontrollieren ihr Essverhalten bewusst. "Diese Kontrolle ist nicht unbedingt negativ zu sehen. Es handelt sich eher um das Bemühen, Übergewicht zu vermeiden", erläutert Ernährungswissenschaftlerin Antje Löffler. Als schwierig zu kontrollieren wird von vielen Studienteilnehmern das Verlangen nach Süßem betrachtet, von dem sowohl 30 Prozent der Männer als auch 47 Prozent der Frauen berichten.

Blutdruck und kardiovaskuläre Risiken

Ein bedeutendes Gesundheitsproblem stellt der Bluthochdruck dar. 56 Prozent der Männer und 45 Prozent der Frauen in der ADULT-Studie sind betroffen. Unter den 70- bis 79-Jährigen haben mehr als 75 Prozent einen behandlungsbedürftigen Bluthochdruck. Hochgerechnet auf die Leipziger Erwachsenenbevölkerung wird die Prävalenz für Männer auf 38 Prozent und für Frauen auf 32 Prozent geschätzt. Bluthochdruck ist die häufigste Indikation für medikamentöse Behandlung in Leipzig. Hoher Blutdruck trägt wesentlich zu einem hohen Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall bei.

Schlaf


Schlafstörungen sind häufig und belasten das Wohlbefinden. Knapp 40 Prozent der LIFE-Teilnehmer beklagen eine subjektiv schlechte Schlafqualität. In fast zehn Prozent der Fälle werden Schlafprobleme berichtet, die als klinisch relevant zu bewerten sind. Frauen sind stärker betroffen als Männer. "Eine Besonderheit von LIFE ist, dass nicht nur die Zufriedenheit mit dem Schlaf erfragt wurde, sondern in einer Gruppe von 3.000 Probanden auch eine einwöchige objektive Messung des Schlaf-Wach-Verhaltens mit Hilfe von Aktometern erfolgte", berichtet Psychologe Dr. Christian Sander.

  • Männer haben im Tagesdurchschnitt eine Netto-Schlafdauer von etwa 6 Stunden 30 Minuten und Frauen von ungefähr 6 Stunden 50 Minuten bei jeweils großen individuellen Unterschieden. 

Ein wichtiger Parameter ist die Schlafeffizienz (Anteil der schlafend verbrachten Zeit an der gesamten Bettzeit). "Bei über 35 Prozent der Probanden fand sich eine geringe Schlafeffizienz von weniger als 80 Prozent, was für das Vorliegen von Schlafstörungen spricht. Bei über 12 Prozent ergab sich eine sehr hohe Schlafeffizienz von über 90 Prozent, was auf Erschöpfung und Übermüdung hinweist", erklärt Sander.

Depression - Soziale Isolation

Erwartungsgemäß fielen die Ergebnisse zur Häufigkeit depressiver Symptome aus. So deuten die Ergebnisse an, dass 6,4 Prozent aller Leipziger zwischen 18 und 79 Jahren depressive Symptome aufweisen, wobei hier Frauen mit 8,3 Prozent nahezu doppelt so häufig betroffen sind wie Männer mit 4,5 Prozent. "Auffällig war bei unseren Auswertungen, dass die Häufigkeit depressiver Symptome stark vom sozioökonomischen Status abhängt. Neu für uns ist ein enger Zusammenhang mit der sozialen Isolation, sagt Psychologe PD Dr. Tobias Luck. Dabei untersuchten die Forscher unter Leitung von Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller, wie viel Kontakt die Probanden zu Familienmitgliedern, Freunden und Nachbarn pflegen oder ob es Vertraute gibt, die sie um Hilfe bitten können. Soziale Isolation stellt einen Risikofaktor für unser psychisches Wohlbefinden und unsere Gesundheit dar. Wie die Ergebnisse von LIFE zeigen, wiesen insgesamt 13 Prozent der Erwachsenbevölkerung ein erhöhtes Risiko für soziale Isolation auf. "Spannend war hier zu beobachten, dass sich das Verhältnis Männer - Frauen im Vergleich zur Depression umkehrt. Das heißt, dass Männer mit 14,6 Prozent häufiger von sozialer Isolation betroffen waren als Frauen mit 11,6 Prozent", erklärt Riedel-Heller. Analog zur depressiven Symptomatik zeigten allerdings auch hier Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status das höchste Risiko für eine soziale Isolation (21,1 Prozent vs. 7,8 Prozent bei Menschen mit hohem Status).

Kognitive Leistungsfähigkeit und Neurodegeneration

Bestätigt wurden frühere vorläufige Ergebnisse bezüglich der kognitiven Leistungsfähigkeit.

Diese erfasst mehrere Fähigkeiten wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und Orientierung. Diese Fähigkeiten nehmen mit zunehmenden Alter im Mittel ab, aber mit erheblichen Unterschieden zwischen den Probanden. Unter den Teilnehmern hatte jeder Zweite das Gefühl, dass sich das eigene Gedächtnis verschlechtern würde. "Nicht jeder, der sich selbst ein schlechtes Gedächtnis bescheinigt, hat allerdings auch gleich ein erhöhtes Risiko, an Demenz zu erkranken", erklärt Psychologin Dr. Francisca Then. Nur bei jedem fünften Probanden (20,3 Prozent) über 60 Jahre konnten die Wissenschaftler eine sogenannte leichte neurokognitive Störung ermitteln, die mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Demenz einhergeht.

Eine eindrucksvolle Auswertung kommt aus dem Max-Planck-Institut für Neurokognition. Mittels bildgebender Verfahren können strukturelle Veränderungen des Gehirns, wie Marklagerläsionen - Schädigungen in Bereichen unter der Hirnrinde - oder das Volumen bestimmter Hirnareale qualitativ und quantitativ bestimmt werden. Ein interessantes Areal ist zum Beispiel der Hippocampus, eine Struktur im Inneren des Gehirns, die für Lernen und Gedächtnis eine wichtige Rolle spielt. Die Auswertung der mehr als 2.600 MRT-Bilder zeigt, einhergehend mit der Literatur, dass das mittlere Volumen des Hippocampus in der LIFE-Adult-Kohorte ab einem Alter von etwa 60 Jahren kontinuierlich abnimmt, während die Marklagerläsionen zunehmen. Gleichzeitig korrelierten ein größeres Hippocampus-Volumen und ein vermindertes Marklagerläsion-Volumen mit einem besseren Abschneiden in kognitiven Aufgaben.

Stimmprofil

Im Rahmen der Studie wurde erstmals eine Untersuchung der Sprech- und Singstimme an knapp 2.500 Probanden durchgeführt. Phoniater Prof. Dr. Michael Fuchs erklärt dazu: "Wir konnten weltweit erstmals bei einer so großen Gruppe die Normwerte einer Stimme definieren. Diese Werte sind ein wichtiger Parameter für die klinische Untersuchung von Stimmstörungen". Zukünftig wird es damit sicherer zu beurteilen, wie hoch und wie tief, wie laut und wie leise ein Patient singen kann und in welchen Tonhöhen und Lautstärken er seine Stimme benutzt, wenn er im Gespräch ist, einen Vortrag hält oder ruft und ob das dem Durchschnitt der Bevölkerung entspricht oder davon abweicht.

"Ein überraschendes Ergebnis war, dass stimmgesunde Frauen ihre Sprechstimme deutlich tiefer einsetzen, als gemeinhin angenommen wird und in den Lehrbüchern zu lesen ist. Statt einer ganzen Oktave liegt die Frauenstimme nur noch etwa eine Quinte - also die Hälfte des Wertes - über der Männerstimme", erörtert Prof. Fuchs. Zum anderen erstaunte, dass sich die Grundfrequenzen der Sprechstimmen von Nichtrauchern und Ex-Rauchern nicht unterschieden, während die Stimmen der Raucherinnen und Raucher deutlich tiefer waren.

  • Das könnte ein Indiz dafür sein, dass die Stimmveränderungen durch das Rauchen reversibel sind - ein weiterer guter Grund, mit dem Rauchen aufzuhören.

Ausblick

Die vorgestellten Themen stellen nur einen kleinen Teil der aktuellen Auswertungen dar. "Diese Basisauswertung zeigt das große Forschungspotenzial der LIFE-Studie, aber sie erweist sich auch als ein Instrument, den Gesundheitszustand der Leipziger Bevölkerung tiefgreifend zu erfassen und daraus Hinweise für praktischen Handlungsbedarf zu erhalten", erläutert Prof. Dr. Markus Löffler.

Die umfassenden Ergebnisse, die Notwendigkeit die Entstehung von Zivilisationserkrankungen über lange Zeiträume zu beobachten und nicht zuletzt die sehr gute Resonanz in der Leipziger Bevölkerung haben die Forscher bestärkt, neue Gelder für eine Nachbeobachtungsuntersuchung aller 10.000 Teilnehmer ab Herbst 2016 einzuwerben. "Nur so können wir die Dynamik der Gesundheitsveränderungen einschätzen und verlässliche Vorhersagen für Risiken erlangen", so Löffler.


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Prof. Dr. Markus Löffler
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E-Mail: markus.loeffler@imise.uni-leipzig.de
Web: http://www.imise.uni-leipzig.de


Prof. Dr. Joachim Thiery
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PD Dr. Kerstin Wirkner
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Susann Huster Universität Leipzig
 

360° TOP-Thema: Typ 1 Diabetes entwickelt sich in verschiedenen Stadien - Prä-Typ 1 Diabetes

Medizin am Abend Berlin Fazit:  Typ 1 Diabetes entwickelt sich in verschiedenen Stadien

Gemeinsam mit der JDRF empfehlen führende Diabetesexperten, die bisherige Klassifikation und den Diagnosezeitpunkt von Typ 1 Diabetes zu verändern: Die Autoimmunerkrankung beginnt nach neueren Erkenntnissen lange, bevor sie sich in Symptomen äußert. Deshalb hat die Forschergruppe um Prof. Anette-Gabriele Ziegler als deutsche Beteiligte zusammen mit internationalen Wissenschaftlern in der neuesten Ausgabe von Diabetes Care ein Drei-Stadien-Modell skizziert, mit dem sich Typ 1 Diabetes frühzeitig diagnostizieren lässt. Betroffene können mit Hilfe von Autoantikörper-Tests erfahren, ob sie an einem Prädiabetes erkrankt sind und möglicherweise an einer Präventionsstudie teilnehmen können. 
 
„Wir wissen, dass Typ 1 Diabetes lange vor dem Zeitpunkt entsteht, wenn die Zuführung von Insulin unabdingbar wird. 

Die beste Zeit, um das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten, dürfte die Zeit vor dem Verlust der Insulin produzierenden Betazellen im Pankreas sein“, sagt Richard Insel, M. D., Wissenschaftlicher Direktor und Studienleiter der JDRF. „Ein Jahrzehnt an Forschungen und Screenings von Risikopersonen für Typ 1 Diabetes haben dazu beigetragen, dass Wissenschaftler die Entstehung und frühen Stadien der Erkrankung besser verstehen konnten, und die es uns erlaubten, dieses neue diagnostische Drei-Phasen-Modell zu entwickeln. Wir glauben, dass dieser neue Ansatz uns dabei helfen wird, das Design klinischer Studien zur Prävention zu optimieren. Dies könnte die Entwicklung von Medikamenten und letztendlich die Prävention von Typ 1 Diabetes beschleunigen.“

In der klinischen Praxis wird Typ 1 Diabetes heute in der Regel erst diagnostiziert, wenn sich Symptome wie übermäßiger Durst (Polydipsie), häufiges Wasserlassen (Polyurie), starke Gewichtsabnahme oder Müdigkeit bemerkbar machen.
  •  Bei jedem dritten Krankheitsfall wird die Diagnose sogar erst gestellt, wenn der Patient als Notfall mit einer Ketoazidose (Stoffwechselentgleisung) ins Krankenhaus eingeliefert wird. 

Das müsste nicht sein: Jetzt haben die internationalen Wissenschaftler in einer Übersichtsarbeit drei Stadien des Typ 1 Diabetes klassifiziert, beginnend mit zwei Vorstadien, in denen sich die Autoimmunerkrankung bereits Jahre – oder Monate – vor Auftreten der ersten Symptome diagnostizieren lässt.

Stadium 1

  • Im 1. Vorstadium sind zwei oder mehr Inselautoantikörper nachweisbar, welche für Typ 1 Diabetes spezifisch sind. Meist beginnt der Autoimmunprozess mit Autoantikörpern gegen das Insulin (IAA). In dieser Prädiabetes-Phase liegen die Blutzuckerwerte im Normbereich. Treten die ersten Autoantikörper bereits in jungem Lebensalter auf, liegen mehrere von ihnen vor oder kommen sie in einer höheren Konzentration vor ist mit einem schnellen Fortschreiten des Autoimmunprozesses hin zum Typ 1 Diabetes zu rechnen.

Stadium 2

  • Der Autoimmunprozess ist auf Grund der zunehmenden Zerstörung der insulinbildenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse mittlerweile so weit fortgeschritten, dass sich neben den Inselautoantikörpern eine Glukoseintoleranz oder eine Dysglykämie (Störung des Glukosestoffwechsels) messen lassen.

Stadium 3

  • Die Erkrankung bricht aus: Typische klinische Symptome treten auf.

Die Einteilung in diese Stadien befürworten die großen Diabetesforschungs-Institutionen: die American Association of Clinical Endocrinologists sowie die American Diabetes Association, The Endocrine Society, der Helmsley Charitable Trust, die International Society for Pediatric and Adolescent Diabetes und die JDRF (früher bekannt unter dem Namen Juvenile Diabetes Research Foundation).

85 Prozent der Erkrankten haben keine Verwandten mit Typ 1 Diabetes

Enge Verwandte von Personen mit Typ 1 Diabetes haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko: Die Forschung kennt rund 50 Genvarianten, die einen Typ 1 Diabetes begünstigen. Allerdings haben 85 Prozent von 150.000 Individuen, bei denen ein Typ 1 Diabetes frisch diagnostiziert wurde, keinen Diabetesfall in der Verwandtschaft.

  • Denn auch verschiedene Umweltfaktoren fördern den Krankheitsausbruch. Im Verdacht stehen eine Geburt per Kaiserschnitt, verschiedene Virusinfektionen, die Zusammensetzung der Darmflora und eine Antibiotika-Einnahme.

Was nützt das Wissen um einen symptomfreien Prädiabetes?

Studienteilnehmer, bei denen vorab eine Vorstufe des Typ 1 Diabetes nachgewiesen wurde und die unter medizinischer Kontrolle standen, hatten nachweislich bei Auftreten der ersten Symptome seltener Stoffwechselentgleisungen und wiesen zum Diagnosezeitpunkt einen besseren Blutzuckerwert auf. Der Diabetes ließ sich besser einstellen, weshalb sie seltener oder kürzer im Krankenhaus betreut werden mussten als diejenigen Patienten, bei denen die Erkrankung vollkommen überraschend eintrat.

Da die Insulinbehandlung bei den Studienteilnehmern frühzeitig aufgenommen werden konnte, mussten in den ersten zwölf Monaten der Therapie geringere Mengen an Insulin verabreicht werden. „Diese Vorteile werden in Zukunft noch um präventive Behandlungsoptionen ergänzt werden“, so Prof. Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München. Ihre Forschergruppe prüft derzeit in mehreren Studien die Effektivität einer Schutzimpfung mit Insulin.

Die neue Klassifizierung nach drei Stadien des Typ 1 Diabetes erleichtert es, Personen mit einem Prä-Typ 1 Diabetes frühzeitig zu bestimmen, die am meisten von einer Schutzimpfung profitieren würden. Ihnen soll die Teilnahme an einer Präventionsstudie offenstehen.



Medizin am Abend Berlin DirektKontakt

Institut für Diabetesforschung
Helmholtz Zentrum München
Univ.-Prof. Dr. med. Anette-Gabriele Ziegler
Tel. 0800-828 48 68 (kostenfrei)
E-Mail: prevent.diabetes@lrz.uni-muenchen.de
Claudia Pecher Forschergruppe Diabetes der Technischen Universität München

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Schlaganfall: Lebensstil-Faktoren und kardiologische Interventionen

Medizin am Abend Berlin Fazit:    Teil II der S3-Leitlinie Sekundärprävention des Schlaganfalls:


Anfang 2016 wird der zweite Teil der S3-Leitlinie „Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke“ erscheinen. Das erste, bereits ein Jahr zuvor veröffentlichte Kapitel widmete sich der medikamentösen Therapie zur Vermeidung eines erneuten Schlaganfalls. Hierzu gehören die Thrombozytenfunktionshemmer, die neuen Antikoagulanzien und die Statine. Der zweite Teil beschäftigt sich nun mit Lebensstil- Faktoren und kardiologischen Interventionen zum Schutz vor einem Schlaganfall-Rezidiv.
 
Professor Joachim Röther, Hamburg, Mitglied der Steuergruppe, gab heute auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Düsseldorf eine Vorschau auf die zu erwartenden Empfehlungen.

Risikoreduktion eines erneuten Schlaganfalls durch Lebensstil-Änderungen

  • Viele Schlaganfallpatienten weisen ein erhöhtes Rezidiv-Risiko auf. 
Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger körperlicher Aktivität, gesunder Ernährung (Stichwort: mediterrane Kost), Nikotinverzicht und optimaler Behandlung der klassischen Gefäßrisikofaktoren erhöhter Bluthochdruck, Diabetes mellitus und erhöhte Blutfette reduziert das Risiko eines ischämischen Schlaganfalls oder einer TIA deutlich. Die Modifikation der auch als „Life’s Simple 7“ bekannt gewordenen Faktoren (Blutzucker, Blutfette, Blutdruck, Body Mass Index, körperliche Bewegung, Diät und Nikotin) kann das Risiko in der Primär- und Sekundärprävention um bis zu ca. 50−70 Prozent senken [1,2].

 Lebenstil-Faktoren (c) fotolia/contrastwerkstatt
Lebenstil-Faktoren
  • Interventioneller Verschluss des linken Vorhofohrs (LAA)
  • Beim Vorhofflimmern kommt es durch Unregelmäßigkeiten der elektrischen Erregung zu einer Fehlfunktion der Vorhöfe, sodass das Risiko für Blutgerinnselbildung im Herzen drastisch zunimmt. Diese Blutgerinnsel können aus dem Herzen in die arterielle Blutbahn ausgeschwemmt werden und einen Schlaganfall verursachen. Die mit Abstand häufigste Quelle für kardiale Embolien bei Vorhofflimmern ist das linke Vorhofohr, eine für die Herzfunktion weitgehend unbedeutende Aussackung.

In den letzten Jahren wurden unterschiedliche Katheter-gestützte Systeme entwickelt, die einen Verschluss des linken Vorhofohrs ermöglichen [3]. Bisherige Studien zeigen, dass der Verschluss des linken Vorhofohrs mit einer Art Korken das Risiko eines Schlaganfalls im Vergleich zu Warfarin um 35 Prozent reduziert. Allerdings lag die Komplikationsrate bei ca. sieben Prozent, sank aber mit der Lernkurve des Interventionalisten.

  • Ein Vorhofohr-Verschluss kommt vor allem in Frage, wenn Patienten mit Vorhofflimmern eine Behandlung mit Blutverdünnern (Vitamin-K-Antagonisten oder Nicht-Vitamin-K-Antagonisten (NOAC)) ablehnen oder aber eine Blutverdünnung nicht möglich ist, da sie mit einem erhöhten Blutungskomplikationsrisiko einhergeht wie z. B. nach Hirnblutungen.

Kryptogener Schlaganfall und offenes Foramen ovale

Zwischen zehn und 25 Prozent der Normalbevölkerung weisen ein offenes Foramen ovale (PFO) auf. Bei jüngeren Schlaganfallpatienten kommt ein PFO bei bis zu 45 Prozent vor. Trotz dieser Assoziation ist der Zusammenhang zwischen PFO und Schlaganfall bei jungen Patienten umstritten; nicht zuletzt auch, weil in drei randomisierten Studien keine Überlegenheit des PFO-Verschlusses mittels einer Schirmchenimplantation gegenüber der allein medikamentösen Therapie gezeigt werden konnte. Ein Risikoscore (ROPE Score4) könnte dabei helfen, junge Patienten zu identifizieren, bei denen das PFO tatsächlich eine ursächliche Rolle bei der Entstehung des Schlaganfalls spielt und die eventuell von einem Verschluss profitieren könnten.

Sekundärprophylaxe betrifft viele zehntausend Patienten

Jedes Jahr erleiden rund 270.000 Menschen in Deutschland zum ersten oder wiederholten Mal einen Schlaganfall.

Nach dem ersten Schlaganfall steigt das Risiko für ein Rezidiv deutlich an: 

Zehn Prozent dieser Patienten erleiden noch im gleichen Jahr einen weiteren Schlaganfall. Neben der Akuttherapie ist die Sekundärprophylaxe daher ein weiterer wichtiger Behandlungsbereich. Ein ischämischer Schlaganfall entsteht, wenn eine Gehirnarterie durch ein Blutgerinnsel verstopft wird – die häufigste Ursache für einen Schlaganfall.

  • Die Transiente Ischämische Attacke (TIA) ist eine milde Form. Sie dauert nur Sekunden oder Minuten, und die Symptome bilden sich wieder vollständig zurück. Die TIA gilt aber als Vorstufe und Warnzeichen für einen drohenden ischämischen Schlaganfall. 
Diese Patienten müssen daher untersucht und möglicherweise muss eine Schlaganfallprophylaxe eingeleitet werden. Die vorliegende S3-Leitlinie wurde unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Schlaganfall- Gesellschaft (DSG) erstellt.

Literatur
1. Gerischer LM, Floel A, Endres M. [stroke – lifestyle and environment]. Nervenarzt. 2015; 86: 947–953
2. Kulshreshtha et al. Life's simple 7 and risk of incident stroke: The reasons for geographic and racial differences in stroke study. Stroke. 2013; 44: 1909–1914
3. Bode et al. Left atrial appendage occlusion for prevention of stroke in nonvalvular atrial fibrillation. Journal of interventional cardiac electrophysiology. 2015; 43: 79–89
4. Thaler et al. Recurrent stroke predictors differ in medically treated patients with pathogenic vs. Other pfos. Neurology. 2014; 83: 221–226

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Prof. Dr. med. Joachim Röther
Chefarzt der Neurologischen Abteilung
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Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren rund 8000 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin.

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360° TOP-Thema: Geschlechtsverkehr erhöht nicht das Herzinfarktrisiko

Medizin am Abend Berlin Fazit:      Langzeitstudie räumt Angst bei Patienten aus

Herzinfarkte werden nicht durch sexuelle Aktivitäten ausgelöst. Zu diesem Ergebnis gelangten Forscher um die Ulmer Professoren Dietrich Rothenbacher und Wolfgang Koenig. In einer Langzeitstudie mit über 500 Herzinfarktpatienten konnten die Wissenschaftler keinen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Geschlechtsverkehr und dem Auftreten von Herzinfarkten oder anderen kardiovaskulären Ereignissen nachweisen. Bei herzerkrankten Patienten können durch die Erkenntnisse nun mögliche Sorgen und Ängste ausgeräumt werden. Sie müssen ihr gewohntes Sexualleben nicht einschränken.  

 Prof. Wolfgang Koenig (links) und Prof. Dietrich Rothenbacher
 Prof. Wolfgang Koenig (links) und Prof. Dietrich Rothenbacher Universitätsklinikum Ulm / H. Grandel



Sexuelle Aktivität ist für viele Menschen ein wichtiger Bestandteil einer hohen Lebensqualität und einer erfüllten Partnerschaft. Allerdings fürchten Patienten mit Herzerkrankungen, dass sie einen Herzinfarkt erleiden, weil sie Geschlechtsverkehr haben. Bislang fehlen den behandelnden Ärzten gesicherte Daten über mögliche Gefahren von sexueller Aktivität, so dass das Thema beim Beratungsgespräch oft ausgespart wird. Forscher um den Ulmer Epidemiologen Professor Dietrich Rothenbacher und den Kardiologen Professor Wolfgang Koenig konnten nun nachweisen, dass Sex in den seltensten Fällen einen Herzinfarkt verursacht und auch kein Risiko für einen Zweitinfarkt darstellt. Ihre Erkenntnisse veröffentlichten sie jetzt im renommierten Journal of the American College of Cardiology.

„Die Daten unserer Langzeitstudie zeigen, dass sexuelle Aktivität kein relevanter Auslöser für einen Herzinfarkt ist und bei Patienten mit stabiler Herzerkrankung auch langfristig keine negativen Auswirkungen hat“, sagt Professor Dietrich Rothenbacher, Leiter des Instituts für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm. Geschlechtsverkehr oder Selbstbefriedigung seien von der Intensität vergleichbar mit moderaten physischen Anstrengungen wie Treppensteigen oder zügigem Gehen.

Damit schließt die Studie eine wichtige Informationslücke. Bislang gab es nur wenige Untersuchungen, auf die sich Ärzte beziehen konnten, wenn ihre Patienten die Sorge um Sex als Herzinfarkt-Auslöser äußerten. „Weniger als die Hälfte der Männer und weniger als ein Drittel der Frauen, die einen Herzinfarkt erlitten haben, erhalten ausreichende Informationen darüber, ob sie weiterhin sexuell aktiv sein können. Es ist wichtig, dass den Patienten versichert werden kann, dass sie sich nicht sorgen oder ihr gewohntes Sexualleben einschränken müssen“, erklärt der Erstautor der Studie.

Über einen Zeitraum von zehn Jahren untersuchten die Wissenschaftler mehr als 500 Männer und Frauen im Alter von 30 bis 70 Jahren, nachdem diese einen Herzinfarkt erlitten hatten. Die Wissenschaftler fragten die Teilnehmer danach, wie häufig diese in den zwölf Monaten vor dem Herzinfarkt Geschlechtsverkehr hatten.

  • Mehr als die Hälfte gab an, mindestens einmal die Woche sexuell aktiv gewesen zu sein. 

Bei über 78 Prozent der Teilnehmer trat der Herzinfarkt mehr als 24 Stunden nach dem Sex auf. Innerhalb des kritischen Zeitfensters von zwei Stunden vor dem Infarkt hatten lediglich 0,7 Prozent der Studienteilnehmer Geschlechtsverkehr. Während der Langzeitstudie erlitten 100 Patienten ein zweites kardiovaskuläres Ereignis wie einen weiteren Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. Wie häufig sie zuvor Sex hatten, spielte auch hier keine Rolle.

Auch wenn sexuelle Aktivität für sich genommen keinen potenziellen Auslöser für einen Herzinfarkt darstellt, so tragen andere Faktoren wie Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel oder Bluthochdruck zu einem erhöhten Risiko bei.

  • Außerdem sollten Patienten darüber informiert werden, so Rothenbacher, dass Herzmedikamente wie Beta-Blocker und Diuretika als Nebenwirkung Erektionsstörungen hervorrufen können. 
  • Nehmen Betroffene wegen ihrer Herzbeschwerden zusätzlich Nitrate ein und möchten dann mit der Hilfe von Potenzmitteln den Erektionsstörungen entgegenwirken, kann dies einen plötzlichen Blutdruckabfall verursachen, der möglicherweise bis zur Bewusstlosigkeit führt.

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt 

Professor Dietrich Rothenbacher
Tel.: 0731/50-31060
dietrich.rothenbacher@uni-ulm.de
Marieke Behnel - Universität Ulm


Veröffentlichungshinweis:

Dietrich Rothenbacher, MD, MPH, Dhayana Dallmeier, MD, PhD, Ute Mons, MA, PhD, Wayne Rosamond, PhD, Wolfgang Koenig, MD, Hermann Brenner, MD, MPH: Sexual Activity Patterns Before Myocardial Infarction and Risk of Subsequent Cardiovascular Adverse Events; Journal of the American College of Cardiology, Volume 66, Issue 13, 29 September 2015, Pages 1516–1517.

Weitere Informationen für international  Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://doi:10.1016/j.jacc.2015.07.053

360° TOP-Thema: Folge von Zahnerkrankungen

Medizin am Abend Berlin Fazit:   Zahnerkrankungen kosten jährlich 442 Milliarden US-Dollar

Internationales Projekt unter Heidelberger Federführung: Auswertung von Behandlungskosten und Produktivitätsverlusten in Folge von Zahnerkrankungen weltweit / Bessere Gesundheitsförderung, Prävention und Früherkennung von Erkrankungen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich dringend erforderlich / Ergebnisse im Journal of Dental Research erschienen 

Karies, Parodontitis und Zahnverlust verursachen weltweit jedes Jahr Milliardenkosten.
 Karies, Parodontitis und Zahnverlust verursachen weltweit jedes Jahr Milliardenkosten.
Universitätsklinikum Heidelberg
 
Karies, Parodontitis und Zahnverlust verursachen weltweit jedes Jahr Milliardenkosten und finanzielle Einbußen, wie ein internationales Wissenschaftlerteam unter Leitung von Professor Dr. Dr. Stefan Listl, Poliklinik für Zahnerhaltungskunde des Universitätsklinikums Heidelberg, nun ermittelt hat.

Allein die Behandlungskosten liegen weltweit bei rund 298 Milliarden US-Dollar jährlich. Dazu kommen pro Jahr sogenannte Produktivitätsverluste am Arbeitsmarkt, z.B. bedingt durch Fehltage, in einer Größenordnung von geschätzt 144 Milliarden US-Dollar. Die Ergebnisse sind jetzt im Journal of Dental Research erschienen. Zum Vergleich:

  • Im gleichen Berechnungszeitraum wurden die Behandlungskosten für Herz-Kreislauferkrankungen auf 474 Milliarden US-Dollar und für Diabetes auf 376 Milliarden US-Dollar geschätzt.

"Laut Weltgesundheitsorganisation zählen Erkrankungen der Zähne weltweit zu den häufigsten chronischen Erkrankungen überhaupt. Abgesehen von negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität ist die Behandlung sehr teuer.

  • Dabei wäre ein Großteil dieser Erkrankungen durch Prävention vermeidbar", erklärt der Zahnarzt und Ökonom Professor Listl. „Mehr und bessere Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, Prävention und Früherkennung von Erkrankungen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich sind daher weltweit von hoher gesellschaftlicher Relevanz. 

  • Der Mund- und Zahngesundheit muss dringend mehr Beachtung geschenkt werden.“ 

 http://www.welt.de/gesundheit/article146773081/Frauen-sterben-an-Herzleiden-oefter-als-Maenner.html


Für die Studie werteten die Wissenschaftler aus Heidelberg, Dundee und London, England, mehrere Datenquellen aus, darunter u.a. die Global Health Expenditure Database der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Global Burden of Disease Study 2010. Für Länder ohne Angaben zu Behandlungskosten wurden diese anhand der Informationen aus Nachbarländern geschätzt. Zur Ermittlung der Produktivitätsverluste zogen die Wissenschaftler ein spezielles, von der WHO vorgeschlagenes Verfahren heran, mit dem u.a. Fehlzeiten am Arbeitsplatz aufgrund von Zahnschmerzen bzw. Zahnbehandlungen durch krankheitsbedingte Abschläge vom Bruttoinlandsprodukt pro Kopf des jeweiligen Landes quantifiziert werden können. „Unsere Ergebnisse sind freilich nur Schätzungen und bei der Interpretation ist etwas Vorsicht angebracht“, erklärt Listl. „Allerdings sind solche Schätzungen auch für andere Erkrankungen, wie z.B. Krebserkrankungen, üblich.“

„Es gibt Bedarf an praktikablen Konzepten für eine noch mehr auf Prävention ausgerichtete zahnärztliche Versorgung.

Sinnvoll könnten z.B. Überlegungen sein, in der zahnärztlichen Vergütung vermehrt Anreize für Gesundheitsförderung und Vorbeugung zu setzen“, so der Zahnmediziner. Mit dieser Problematik beschäftigt sich derzeit ein internationaler Forschungsverbund (ADVOCATE), der von der Europäischen Union ins Leben gerufen wurde und vier Jahre lang mit insgesamt sechs Millionen Euro gefördert wird. Das Team um Professor Listl wertet in einem Teilprojekt Routinedaten der zahnärztlichen Versorgung aus sechs europäischen Ländern u.a. dahingehend aus, welche Ansätze zu mehr Prävention es bereits gibt und wie sie sich bewähren.

Literatur:
Listl, S., Galloway, J., Mossey, P., Marcenes, W. (2015). Global economic impact of dental diseases. Journal of Dental Research 94(10): 1355-1361. doi: 10.1177/0022034515602879 http://jdr.sagepub.com/content/94/10/1355

Medizin am Abend Berlin DirektKontakt:

Prof. Dr. Dr. Stefan Listl
Poliklinik für Zahnerhaltungskunde
Universitäts-Mund-Zahn-Kiefer-Klinik Heidelberg
Telefon: 06221 56-35646
E-Mail: stefan.listl@med.uni-heidelberg.de,
Julia Bird Universitätsklinikum Heidelberg

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Weitere Informationen für international Medizin am Abend Berlin Beteiligte
http://www3.weforum.org/docs/WEF_Harvard_HE_GlobalEconomicBurdenNonCommunicableD...

Studie der Harvard School of Public Health zu Behandlungskosten von nicht-übertragbaren Krankheiten